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   ALUMNI REVUE - DEZEMBER 1996
       

    
    
 

Alma Mater


"Mehr Möglichkeiten als in Berkeley"

Subrata Kumar Mitra

Professor für Politikwissenschaft Südasiens, Südasien-Institut (SAI)

Methoden außerparlamentarischen Protests in Indien ziehen Subrata Kumar Mitras Forscherblick besonders an. Politische Akteure in seiner Heimat, auch wenn sie macht- und kapitallos sind, verhalten sich ebenso klug "wie ein stock broker in New York", stellte der neue Heidelberger Professor für Politikwissenschaft Südasiens bei seinen Studien fest: In einer geschickten Doppelstrategie investieren sie hier in die eine Aktionsmethode, und dort in die andere - eine dynamische Mischung konventioneller und unkonventioneller Methoden führt oft, wie schon bei Gandhi, zum Ziel. Sein Buch darüber brachte dem 47jährigen Inder mit französischem Paß, der jetzt am Südasien-Institut lehrt, erste Anerkennung.

Mitra, geboren im indischen Orissa, studierte an der Utkal University in Bhubaneswar, erhielt seinen ersten "Master" von der Delhi University, den zweiten von der Jawaharlal Nehru University und wechselte dann, für den dritten "Master", an die University of Rochester, New York. 1976 in Rochester abgeschlossen, erschien 1978 in Delhi seine Doktorarbeit Ideological Structure, Strategy and Governmental Stability in Four Indian States: a game theoretic analysis. Später beschäftigte er sich mit anderen Methoden der politischen Analyse. Mitra sind mathematische Modellkonstruktion und empirische Feldforschung nicht fremd. Vor allem die Nahtstellen zwischen lokaler, regionaler und nationaler Politik interessieren ihn. Politischer Protest ist nach wie vor sein Top-Thema: nicht als Störfaktor, sondern als Beitrag zur politischen Entwicklung.

Dem 47jährigen schwebt vor - das sagt er bescheiden -, seinen Arbeitsbereich am SAI zu einem intellektuellen Zentrum für Politikwissenschaftler zu machen, einem Treffpunkt des Geistes für Ost und West. Sein Pendeln zwischen den Welten läßt ahnen, daß es sich nicht um eine leere Floskel handeln wird. Nach seiner Dissertation in Rochester ging er zurück nach New Delhi. Drei Jahre später zog ihn Europa an: Mitra kam nach Paris, an das Maison des Sciences de 1'Homme und die Ecole des Hautes Etudes en Sciences Sociales in Paris. Ein Humboldt-Stipendium in Bochum folgte, dann wurde er Abteilungsleiter eines Meinungsforschungs-Instituts in Paris - wieder für drei Jahre. Vor dem Heidelberger Ruf leitete der Politologe das Centre for Indian Studies der School of Social and Political Sciences an der Universität Hull, Großbritannien. Nicht zu vergessen, der Vollständigkeit halber, seine Gastprofessur im kalitifornischen Berkeley. Neben Englisch und Französisch spricht er Oriya, Bengali und Hindi. Sein Deutsch wird Tag für Tag besser.

Warum zog es Mitra nach Deutschland? Die Antwort kommt ohne Bedenkzeit: Hier ,,gebe es mehr Spielraum für ihn und sein Fach als in England. Großbritannien mit seiner Vorgeschichte als Kolonialmacht, gepaart mit dem Neokolonialismus von heute, bildet offenbar eine Mentalität aus, die der Politologe als eng empfindet. ,Mit Deutschland hat man als Vertreter der Politikwissenschaft Südasiens kein Problem: Wir waren nicht von Deutschland kolonialisiert." Natürlich sei ihm, wegen der Sprache, der Anfang in Heidelberg schwergefallen, aber hier bekomme er manpower, finanzielle Unterstützung und den angesprochenen Spielraum geboten. "Wenn ich die Sprache besser kann, werde ich mehr Möglichkeiten haben als in Berkeley." Grund ist einerseits das allgemeine Klima: Auch in den USA scheint der geistige Horizont - durch die Rolle der Vereinigten Staaten in der jüngeren Entwicklungshilfe - begrenzt. Auf der anderen Seite bietet Heidelberg durch die Konstruktion des Südasien-Instituts, vor allem die Einbindung in die Philosophisch-Historische Fakultät und die Nähe zum Institut für Politische Wissenschaft (IPW), ein für den 47jährigen attraktives Klima. Studenten des Instituts können bei ihm Scheine machen, am IPW-Stammtisch trifft er mit Kollegen aus dem Fach zusammen. Und die Familie? - Mitras Frau und Tochter sind dabei, am Neckar heimisch zu werden, trotz der ganz großen Bedenken, die es früher einmal gab...

Michael Schwarz

 


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Heidelberg, den 23. Mai 2003