Alma Mater
Das wesentliche Element
Zum Abschied von Gert Schneider
von Lajos Vékás, Budapest (Ungarn)
Gert Schneider wird 65. Denkt man an sein freundliches Lächeln und seine allzeit und überall präsente Aktivität, glaubt man es gewiß nicht. Noch schwerer ist es, sich vorzustellen, wie die Ruperto Carola seinen liebevollen und doch entschlossenen Führungsstil im Auslandsamt der Universität ersetzen wird. In den Augen der (ehemaligen) ausländischen Gäste und Freunde der Heidelberger Alma mater verkörpert seine Gert Schneider Person die Weltoffenheit, die Fortschrittlichkeit und die Gastfreundschaft der altehrwürdigen Institution.
Im letzten Vierteljahrhundert haben mehr als zwanzigtausend ausländische Studierende an der Ruprecht-Karls-Universität studiert und Hunderte von Gastdozenten dort gelehrt. Hinzu kommen noch die unzähligen internationalen Konferenzen, Tagungen, Seminare und so weiter, nicht zu erwähnen die erfolgreichen jährlichen Sommerkurse.
Die von Gert Schneider geleitete Abteilung hat neben der Bewältigung der enormen administrativen und technischen Aufgaben immer die Gelegenheit gefunden, Liebe auszustrahlen und Freundschaft zu pflegen. Besonders unvergeßlich sind für viele ausländische Gäste der Universität die Abendeinladungen von Gert und seiner liebenswürdigen Gattin Katalin, ihre wunderschöne Wohnung gegenüber der beleuchteten Schloßruine, wo kulinarische Genüsse, intellektuelle Atmosphäre und gute Laune immer allgegenwärtig sind.
Seit Hölderlins Heidelberg-Ode haben viele deutsche und ausländische Gelehrte, Dichter und Künstler versucht, den Mythos von Heidelberg und die Rolle, die die Ruperto Carola darin spielt, zu enträtseln. Unter vielen anderen hat der bekannteste ungarische Student dieser Universität, der weltberühmte Physiker und Namensgeber meiner Universität, Loránd Eötvös, in seinen Briefen an seinen Vater, den Schriftsteller und Kulturpolitiker József Eötvös, rührend die Stimmung an der Universität geschildert. Er schreibt nicht nur über die Vorlesungen seiner gelehrten Professoren: Bunsen, Helmholtz und Kirchhoff, sondern auch über die Atmosphäre der Stadt und Universität.
Ich glaube, im Namen vieler ausländischer Studierender und Gastdozenten der letzten Jahrzehnte an der Ruprecht-Karls-Universität sagen zu dürfen: Die bescheidene Person und die strahlende Persönlichkeit von Gert Schneider war und ist das eine wesentliche Element, das dem Mythos von Heidelberg zur Geltung verhalf.
Ich wünsche, auch im Namen vieler anderer ausländischer Gäste der Heidelberger Universität, Gert Schneider ein weiterhin ausgefülltes Leben und der Universität ein im unveränderten Geist geleitetes Auslandsamt.
Prof. Dr. Lajos Vékás ist Rektor des Collegium Budapest / Institute for Advanced Study und Alumnus der Ruprecht-Karls-Universität. Er war im Akademischen Jahr 1986/87 Gastprofessor in Heidelberg.
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