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   ALUMNI REVUE - AUGUST 2003
       

    
    
 

Alma Mater


Zielstrebiger Pragmatiker

Der neue UB-Direktor Dr. Veit Probst

Die Universitätsbibliothek Heidelberg (UB) hat einen neuen Direktor. Dr. Veit Probst, der bereits seit 1991 an der UB tätig ist, ist seit letztem Jahr der neue Leiter. Heidelberg Alumni International Revue sprach mit Dr. Probst über die Schwerpunkte und Ziele seiner Tätigkeit.

Hauptgebäude der UB in der Altstadt, erster Stock. Schon der erste Blick in das Jugendstil-Büro von Veit Probst beeindruckt. Der runde Raum bietet Platz für einen mächtigen Schreibtisch und eine einladende Sitzgruppe, die ornamentverzierte Decke ist majestätisch hoch, und hohe Fenster lassen viel Licht herein. Kein Büro des Leiters irgendeiner Hochschulbücherei, sondern einer mit Tradition. "Die Universitätsbibliothek Heidelberg gehört ganz sicher zu den attraktivsten Einrichtungen ihrer Art in Deutschland", bestätigt Dr. Probst den Eindruck nach einer kurzen Begrüßung. Mit gewinnendem Lächeln war der Zwei-Meter-Mann dem Besucher mit ausgestreckter Hand entgegengekommen, um dann möglichst schnell zur Sache zu kommen: Was man denn wissen wolle?

Kenner der Bibliothek

Veit Probst ist kein Neuling an der Heidelberger UB. Der Historiker studierte in Mannheim und Heidelberg und trat bereits Ende 1990 in die UB ein, um zunächst an einem Projekt der Deutschen Forschungsgesellschaft (DFG) zur Katalogisierung der lateinischen Palatina-Handschriften mitzuwirken. In den zehn Jahren nach 1992 durchlief er nacheinander mehrere klassische bibliothekarische Tätigkeitsfelder. Was war das schönste, prägendste Erlebnis dieser Zeit? Die Antwort fällt ihm schwer, festlegen will er sich nicht: "Ich habe fast alle Facetten des Betriebs kennen gelernt." Unter anderem leitete er nach Aufgaben in den Bereichen Handschriften und Altes Buch, Bestandsaufbau sowie Sondersammelgebieten die Erwerbungs- und Benutzungsabteilung. Bei seiner Ernennung zum neuen Direktor konnte er so auf vielfältige Erfahrungen und enge Kontakte zu den Mitarbeitern der UB verweisen. Nicht lange nachdenken muss er, wenn man fragt, was die UB für ihn so reizvoll macht: "Zunächst gibt es die wertvollen Altbestände mit Handschriften wie der Palatina. Und zu den großen Herausforderungen einer leitenden Position an der UB gehört, dass wir eine Bibliothek mit Massenzuspruch sind." Dies und die Tatsache, dass die UB auf dem Gebiet der elektronischen Dienstleistungen zu den führenden Bibliotheken in Deutschland zähle, habe den Posten für ihn besonders interessant gemacht. Heidelberg sei eben eine "Spitzeneinrichtung". Warum aber das Bibliothekswesen, er hätte doch auch eine akademische Laufbahn einschlagen können? "Ich habe mich bewusst für das Bibliothekswesen entschieden", erklärt Dr. Probst. Er habe schon früh eine Familie gründen wollen, was als angehender Wissenschaftler, der mit Zeitverträgen an Hochschulen angestellt ist, schwer einzurichten sei. Und auch die Abhängigkeit eines Assistenten von seinem Ordinarius habe ihn abgeschreckt. So habe er auch zwei Möglichkeiten zur Habilitation zugunsten seiner bibliothekarischen Laufbahn ungenutzt gelassen.

Vielleicht ist es gerade diese pragmatische Lebenseinstellung, die Veit Probsts besondere Eignung zum UB-Direktor ausmacht. Denn in einer Zeit der Kürzungen gilt es, die Reputation der UB zu erhalten - und den eingeschlagenen Weg zu einer modernen Einrichtung weiterzuverfolgen.

Zu Dr. Probsts vorrangigen Zielen gehört die fortgesetzte Entwicklung des Bibliotheksangebots im Bereich der Neuen Medien, aber auch die Organisationsstrukturen der Einrichtung transparenter und effektiver zu gestalten. Ein wichtiges Beispiel unter vielen sei die Digitalisierungswerkstatt, die sich zur Zeit im Aufbau befindet. Mit hochspezialisierter Ausrüstung wie einem "Grazer Büchertisch" können wertvolle Dokumente ge scannt und so einer breiteren Öffentlichkeit zugeführt werden: Das funktioniere mit Inkunabeln genauso wie in dem derzeit laufenden Projekt, Heidelberger Adressbücher des 19. Jahrhunderts zu erfassen. In Deutschland verfüge sonst nur Göttingen über eine vergleichbare Ausstattung. "Besondere Stärken sollen die Wettbewerbsfähigkeit des Hauses erhalten", meint Dr. Probst. Dass dabei nicht am Markt vorbei entwickelt werde, sei schon der Drittmittel wegen notwendig, da die UB auf diese Finanzierung von Seiten der Wirtschaft angewiesen ist. Und die achtet auf marktgerechte Entwicklung. Der Direktor verlässt sich daher nicht auf Initiativen wie "Ex Libris" (siehe unten), sondern wirbt für konkrete Projekte wie beispielsweise die Erweiterung des Digitalisierungszentrums bei potenziellen Großsponsoren. So sollen die noch benötigten hochspezialisierten zwei Scanner finanziert werden.

Ein weiterer wichtiger Punkt, der Dr. Probst am Herzen liegt, ist die organisatorische Umstrukturierung der UB: Institutsbibliotheken sollen mehr in die Zentralbibliothek eingegliedert werden. Darüber hinaus werden die Aufgabenbereiche einzelner Abteilungen der UB weniger strikt getrennt: So soll die Arbeitskraft der Mitarbeiter effektiver genutzt und zugleich ihre Tätigkeit interessanter werden.

Bedauert es Dr. Probst, dass die Zeit der Innovationssprünge für die Bibliotheken, wie durch die Einführung des Internet Anfang der Neunziger Jahre, vorbei ist? Die Konsolidierungsphase sei schon Herausforderung genug: Schließlich müsse er bei quantitativer und qualitativer Verbesserung des Angebots von seinen Mitarbeitern immer mehr Leistung fordern, damit die UB auch in Zukunft konkurrenzfähig bleibe. Wenn - wie gerade geschehen - die Öffnungszeiten auf Samstag ausgedehnt würden, seien viele Gespräche mit den Kollegen notwendig. Veit Probst ist sich sicher: Ein weitere technische Revolution mit den damit verbundenen Umstrukturierungen sei "zum Glück" nicht in Sicht.

Gabriel A. Neumann

 


Ex Libris

Ohne neue Bücher veraltet auch die bestsortierte Bibliothek schnell. Doch durch das Ende der staatlichen Bezuschussung der Hochschulbibliotheken klaffen in den Regalen immer bedrohlichere Lücken. Auch die Universitätsbibliothek Heidelberg, mit über 3 Millionen Büchern eine der größten in Deutschland, konnte im vergangenen Jahr nur noch 41 628 neue Bände erwerben - 2001 waren es noch zweitausend mehr gewesen.

Gegen diese Tendenz engagiert sich seit Ende 2001 die bundesweite Spendenaktion "Ex Libris - Wissen schaffen". Wer die Aktion unterstützt, kann selbst bestimmen, was gefördert werden soll. Unter Schirmherrschaft des Bundespräsidenten Johannes Rau und mit prominenten Kuratoren wie Lothar Späth, Lord Ralf Dahrendorf und Marcel Reich-Ranicki konnten im ersten Jahr 120 000 Euro gesammelt werden. Doch es bleibt noch viel zu tun: Bundesweit fehlen etwa 50 Millionen Euro.

Weitere Informationen unter https://www.wissenschaffen.de

 


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Heidelberg, den 25. August 2003 2003