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   ALUMNI REVUE - SEPTEMBER 2001
       

    
    
 

Alma Mater


Mehr Aufmerksamkeit bewirken

Die neue Frauenbeauftragte Annemarie Pucci

"Ich möchte erreichen, dass es eines Tages ganz normal ist, dass Frauen Professoren sind - auch in den Naturwissenschaften", so die Physik-Professorin Annemarie Pucci bei ihrer Vorstellung vor dem Senat, der sie einstimmig im zurückliegendem Jahr in das Amt der neuen Frauenbeauftragten wählte. Mit der Neufassung des Universitätsgesetzes vom 1.2.2000 haben sich die Kompetenzen und Zuständigkeiten der Frauenbeauftragten an den Hochschulen erweitert, so gehört sie zum Beispiel zukünftig als Vertreterin der Fraueninteressen dem Senat als stimmberechtigtes Mitglied an. Gleichzeitig soll ein neuer Frauenförderplan der Universität zum Bestandteil der Struktur- und Entwicklungsplanung werden. Auch mit ihren eigenen Vorstellungen und Zielen will die neue Frauenbeauftragte der Universität Heidelberg mehr Aufmerksamkeit für die Belange des weiblichen Kollegiums und des wissenschaftlichen Nachwuchses erreichen.

Annemarie Pucci spricht auch aus eigener Erfahrung, denn ihre akademische Laufbahn war trotz herausragender wissenschaftlicher Leistungen mit Schwierigkeiten behaftet. Geboren 1954 in Weimar, begann sie 1972 ihr Physikstudium an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. 1977, nach ihrem Diplom, das sie mit "sehr gut" abschloss, war sie Assistentin an der Universität Rostock und promovierte 1983 mit dem Prädikat "Summa cum laude". 1992 habilitierte sie sich an der Universität Jena über die Infrarotabsorption dünner Schichten. "In Ostdeutschland hatte ich keine Chance, Professorin zu werden, weil ich nie in die SED eingetreten bin", so Pucci zu ihren Berufsaussichten vor dem Mauerfall. Als Mutter von zwei Töchtern war sie zudem an der Sektion für Physik in Rostock ein Einzelfall unter ausschließlich männlichen Kollegen und musste, um "gute Wissenschaft" zu machen, besonders kämpfen.

Und sie kämpfte erfolgreich, denn es gelang ihr, in Rostock eine eigene Forschungsgruppe zu leiten. Nach Einladungen zu Forschungsaufenthalten in Tübingen und Stuttgart war sie mit ihrer ersten Stelle im Westen als wissenschaftliche Assistentin an der Freien Universität in Berlin "eigentlich überqualifiziert", so die Physikerin. Seit September 1995 ist Pucci Professorin am Kirchhoff-Institut für Physik der Universität Heidelberg. Hier forscht sie auf den Gebieten der Oberflächenphysik sowie der in-situ-Spektroskopie ultradünner Schichten und lehrt Festkörper- und Oberflächenphysik.

Erfahrungen als Frauenbeauftragte konnte sie zuvor schon einmal sammeln, als sie an der FU Berlin den dortigen Frauenförderplan erarbeitete. Diese Erfahrung ermutigte sie, mit viel Elan ihr Ziel zu erreichen: Einen Wandel in den Köpfen ihrer männlichen Kollegen. Diese möchte sie mit ihrer Arbeit zum Nachdenken anregen, damit sie es als selbstverständlich betrachten, dass Frauen gleichberechtigte Partnerinnen sind. Dabei "nicht immer nur zu fordern und zu pieksen" ist ihre Taktik auf dem Weg "eines Tages sogar das Amt der Frauenbeauftragten überflüssig zu machen", so Pucci.

Noch scheint das Amt nötig zu sein, denn leider liegt Heidelberg mit einem Schnitt von 7,9 Prozent der Professorenstellen, die mit einer Frau besetzt sind, unter dem bundesweiten Durchschnitt von 10 Prozent. Doch die Fakultäten arbeiten auf Anregung der Hochschulleitung und des Senatsauschusses für Frauenfragen unter ihrem Vorsitz bereits an mittelfristigen Lösungen. So wird zum Beispiel von jeder einzelnen Fakultät ein Plan erstellt, wie der Anteil an weiblichen Wissenschaftlerinnen erhöht werden kann. Als sehr positiv betrachtet die Physikerin die Initiative und Bereitschaft der Universität Heidelberg, aus eigenen Mitteln Habilitationsstipendien für Frauen zu vergeben. Denn nicht nur in ihrem Fach, sondern auch in anderen Disziplinen werden in Zukunft in Forschung und Lehre "Frauen verstärkt gebraucht", so Pucci.

Im übrigen hat sich die Hochschulleitung auf Anregung der neuen Frauenbeauftragten zu einem Novum entschlossen: Da die Aufgaben in diesem Amt im Jahresmittel ein bis zwei Tage pro Woche ausfüllen, erhält die Fakultät, welche die Frauenbeauftragte stellt, Mittel zu deren Vertretung in der Lehre. Unterstützt wird die Arbeit von Annemarie Pucci durch das Büro der Frauenbeauftragten. Hier stehen ihr eine Frauenreferentin und zwei Verwaltungsangestellte zur Seite. Das Frauenbüro möchte Anlaufstelle und kompetente Service-Einrichtung für die weiblichen Universitätsangehörigen sein. So werden zum Beispiel Studentinnen informiert und beraten über die Studien- und Berufsplanung, finanzielle Förderung von Promotionen und Habilitationen, aber auch bei schwierigen Lebenssituationen, etwa bei Problemen im Zusammenhang mit sexueller Belästigung und Mobbing. Angeregt werden von hier aus auch Projekte zur spezifischen Frauen- und Geschlechterforschung, die sich zum Beispiel mit Themen wie "Kommunikationsverhalten zwischen den Geschlechtern" befassen.

Als öffentlichkeitswirksamen Höhepunkt gestaltet das Frauenbüro den alle zwei Jahre stattfindenden universitätsweiten Frauentag. Er bietet ein breites Spektrum von Veranstaltungen mit Themen von, mit und über Frauen an der Universität Heidelberg. Eine gute Gelegenheit für alle Beteiligten, Kontakte zu knüpfen und sich von den Referentinnen über ihre neusten Forschungsergebnisse kundig zu machen. Auf dem jüngsten Frauentag im Juni 2001 - er war gemeinsam mit der Pädagogischen Hochschule Heidelberg organisiert - präsentierte zum Beispiel die vietnamesische Wissenschaftlerin Tran Kim Anh den einführenden Gastvortrag mit dem Thema: "Female Scientists in Vietnam".

Ereignisse wie der Universitäts-Frauentag sollen Frauen ermutigen, sich mehr als bisher für eine wissenschaftliche Laufbahn zu interessieren und ihnen den Rücken stärken, die damit verbundenen Herausforderungen anzunehmen. Annemarie Pucci wird mit ihrer Arbeit als Frauenbeauftragte sicherlich dazu beitragen.

Carmen S. Freihaut

 


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Heidelberg, den 12. Februar 2003