Steuerreformer aus Heidelberg

Der Heidelberger Ordinarius Paul Kirchhof gibt wichtige Impulse zur Debatte

Für eine radikale Änderung des deutschen Steuersystems setzt sich Professor Dr. Paul Kirchhof ein. Der Heidelberger Ordinarius für Öffentliches Recht und Richter des Bundesverfassungsgerichts a.D. plädiert für die starke Vereinfachung des deutschen Steuersystems - und zog damit in den letzten Monaten wiederholt die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich.

Die Debatte um den Paragrafendschungel im Steuerrecht ist längst ein Politikum. Die Mehrheit der Deutschen glaubt nicht mehr an eine Steuer-Vereinfachung. Dies machte eine Forsa-Umfrage von Anfang Januar deutlich. Dabei geben über sechzig Prozent der Steuerzahler die Reform des deutschen Steuerrechts als vordringlich an - gegenüber nur 22, die Steuersenkungen vorziehen.

Paul Kirchhofs Vorschläge haben zwei Kernpunkte: Das deutsche System so verändern, dass auch ein Laie die eigene Steuererklärung verstehen kann - und den Abbau aller Subventionen. Durch letzteres könne die Einkommensteuer auf 15 bis 25 Prozent gesenkt werden, so Kirchhof.

Darüber hinaus soll es nur noch eine Einkunftsart geben, nicht mehr - wie derzeit - sieben. Durch solche Veränderungen erhofft sich Kirchhof größere Transparenz und damit auch mehr soziale Gerechtigkeit bei der Steuererhebung.

Mittlerweile haben fast alle großen Parteien Elemente des Konzepts des Heidelberger Wissenschaftlers in ihre Agenden aufgenommen. Ob allerdings die geforderten Subventionsstreichungen noch in diesem Jahr zu einem Gesetz geformt werden, ist mehr als fraglich: In Deutschland stehen in diesem Jahr 16 Wahlen an, und keine Partei möchte ihre Klientel mit Kürzungen von Steuerbegünstigungen abschrecken.

Gabriel A. Neumann