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   ALUMNI REVUE - JULI 1997
       

    
    
 

Alumni Spotlight


Die Zukunft mit Recht gestalten

Irena Lipowicz, Katowice (Polen)

Etwas atemlos noch klingt sie am Telefon. Irena Lipowicz ist gerade von einer Familienfeier zurückgekehrt: der erste Sonntag seit langem, an dem sich die vielbeschäftigte Juristin einmal eine private Ruhepause gönnen konnte. "In Hei-delberg war das ganz anders gewesen," erinnert sie sich. "Das war eine ruhige, schöne Zeit." Als Humboldt-Stipendiatin kam die damals 36jährige, promovierte Rechtswissenschaftlerin im Jahr 1989 ans Heidelberger Institut für deutsches und europäisches öffentliches Recht und wurde dort von Prof. Eberhard Schmidt-Aßmann betreut. Zuvor hatte sie ein Jahr an der Juristischen Fakultät in Tübingen verbracht. In Heidelberg aber hatte sie die Anfangsschwierigkeiten, auch mit der deutschen Sprache, überwunden. "Erst jetzt konnte ich den Deutschlandaufenthalt wirklich genießen. Die juristische Fakultät bot mir komfortable Arbeitsbedingungen, ich wurde sehr gut betreut und hatte freundliche Kollegen." Außerdem lernte sie hier auch Menschen außerhalb der Universität kennen. Irena Lipowicz wohnte bei einer guten Freundin in der Handschuhsheimer Mühltalstraße. Sehr gerne denkt sie an den Nachmittagstee im Garten am Fuße des Heiligenbergs zurück, mit interessanten Gesprächspartnern und voller Anregungen. Seitdem ist sie immer wieder nach Heidelberg zurückgekommen, auch der Freundschaften wegen, die sie hier geknüpft hat. Hier kann sie "ein bißchen arbeiten und mich gleichzeitig erholen", sei es für ein paar Tage oder auch einmal für zwei Wochen.

Nach dem Jahr als Humboldt-Stipendiatin kehrt Irena Lipowicz zurück in ein verändertes Polen: Der politische Erdrutsch in den Staaten des Warschauer Pakts, "die große Wende", wie sie sagt, schärft ihr Engagement. Sie will an der Zukunft Polens als demokratischem Staat und als Teil des europäischen Hauses mitbauen - als Juristin und Politikerin. Zunächst habilitiert sie sich im Jahr 1991. Seither lehrt Dr. Lipowicz an der Universität Katowice Verwaltungsrecht, Kommunalrecht und Verwaltungslehre. Doch als Mitglied der Fraktion Unia Wolnosci (Freiheitsunion), einer Zentrumspartei, wird sie im Herbst des gleichen Jahres in den Seijm, das polnische Parlament, gewählt.

An der Seite von Tadeusz Mazowiecki und Hanna Suchocka ist die Parlamentsabgeordnete Dr. Lipowicz bisher sowohl Mitglied der Regierungs- als auch der Oppositionsfraktion gewesen. Irena Lipowicz versteht es, Politik und Lehre, Praxis und Theorie miteinander zu vereinbaren, selbst wenn ihr Zeitbudget sehr schmal ist und sie ständig zwischen Warschau und Katowice pendeln muß. Die Woche über ist sie im Seijm in Warschau, zur Zeit als Mit`v glied im Auswärtigen Aussschuß und im Verfassungsausschuß. Sie arbeitete dort zuletzt an der polnischen Kommunalverfassung mit. Die Vorlesungen in Katowice hält sie an den Wochenenden und montags. "Das ist in Polen möglich, weil ein großer Teil der Studenten auch an diesen Tagen kommen muß." Schließlich kostet das Studium in Polen Gebühren - nur die 200 besten Kandidaten dürfen kostenlos studieren. Die anstrengende Doppelbelastung empfindet Irena Lipowicz als Bereicherung, denn wo sonst kann man "law in action" so hautnah erleben, wenn nicht dort, wo Gesetze gemacht werden? Andererseits erhält sie an der Universität genügend Anregungen und konstruktive Kritik. "Die Kontakte mit den Studierenden helfen mir, auf dem Boden zu bleiben.", reflektiert sie durchaus selbstkritisch den Parlamentsalltag. Auch ihre Heidelberger Zeit weiß die polnische Wissenschaftlerin und Politikerin klar einzuordnen: "Es waren sehr prägende Jahre." Fachlich weiß sie sich besonders dem Juristen-Ehepaar Prof. Eberhard Schmidt-Aßmann und Dr. Ulrike Schmidt-Aßmann zu Dank verpflichtet: "Ihnen verdanke ich sehr viel Wichtiges für meine weitere Entwicklung." Weniger prägend, aber dafür umso wohlschmeckender sind ihr die Heidelberger Süßigkeiten in Erinnerung. Auch Odenwald und Neckartal kommen ihr in den Sinn, die Natur, die so unberührt erscheint im Vergleich zum schlesischen Kohlerevier um Katowice.

Und ein wenig Nostalgie mischt sich in ihre Stimme, wenn sie an das Treffen mit allen Bekannten an ihrem Abschiedsabend zurück denkt: "Plötzlich konnte ich sehen, wie viele Freunde ich habe. Heidelberg hat doch etwas Magisches an sich." Die kleine Reise in die Vergangenheit ist zu Ende. Irena Lipowicz widmet sich wieder ganz der Zukunft ihres Landes.

Peter Saueressig

 


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Heidelberg, den 23. Mai 2003