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   ALUMNI REVUE - SOMMER 2006
       

    
    
 

Alma Mater


„Die Universität Heidelberg bleibt meine Alma Mater“

Im Gespräch mit Angelos Chaniotis

Professor Angelos Chaniotis wird im Herbst dieses Jahres einem Ruf als Senior Research Fellow an das All Souls College in Oxford folgen. Seit dem Beginn seiner Tätigkeit als Prorektor für internationale Angelegenheiten bewies der Althistoriker großes Engagement für die Aktivitäten von Heidelberg Alumni International. Seine Verbindung zur Universität Heidelberg reicht zurück bis ins Jahr 1982, in dem er als Student aus Athen hierher kam.

Professor Chaniotis, im Herbst verabschieden Sie sich nach vielen Jahren von Ihrer Alma Mater. Bedauern Sie Ihre Entscheidung schon, bald nicht mehr Mitglied der Ruperto Carola zu sein?

Ich bleibe Heidelberg in einer anderen Eigenschaft treu, nämlich als Alumnus. Das ist etwas, was ich mir selbst durch den Kopf gehen ließ, als ich den Ruf nach Oxford angenommen hatte: Jetzt bin ich „nur noch“ Alumnus der Universität Heidelberg. Dann aber ist mir aufgegangen, dass Alumnus der Universität Heidelberg zu sein nichts Geringes ist, denn die Alumni werden in der Zukunft eine sehr wichtige Funktion erfüllen.

Und die wäre?

Alumni werden eine Brücke zwischen Universität und Gesellschaft bilden, und den internationalen Alumni fällt dabei eine Sonderrolle zu: Sie schlagen die Brücke zwischen der Hochschule und ihren eigenen Ländern.

Darüber hinaus werden Alumni eine Brücke zwischen den Generationen bilden: Zwischen der Heidelberger Universität, die sie während ihres Studiums kennen gelernt haben, und der Universität, wie sie sich im Laufe der Zeit verändert. Alumni werden so zu Multiplikatoren, die Informationen vermitteln, zum Beispiel an künftige Studenten.

Werden Sie nach Antritt ihrer Stelle in Oxford Heidelberg verbunden bleiben?

Ich werde meine Wohnung in Heidelberg für einige Zeit behalten. Oxford ist im Rahmen der League of European Research Universities ein Partner der Universität Heidelberg – eine wichtige Aufgabe der Zukunft für mich, die Forschungsund Lehrkooperation der beiden Hochschulen zu verstärken. Man kann auch als Nicht-Angestellter oder -Beamter der Universität sich für seine Alma Mater einsetzen: Die Universität Oxford wird meine Arbeitsstätte sein, aber die Universität Heidelberg bleibt meine Alma Mater. Daran wird sich nichts ändern.

Warum wechseln Sie nach so langer Zeit nach Oxford?

Nach fünf Jahren Tätigkeit im Rektorat mit vielfältigen administrativen Verpflichtungen gab es für mich nur noch einen Wunsch, und das ist: zu forschen. Das spielte eine große Rolle, aber wichtiger noch ist die Tatsache, dass die Stelle, die ich in Oxford übernehme, nur einmal im Leben ausgeschrieben wird. Das bedeutete für mich: Wenn nun ein anderer diese Stelle bekäme, wäre zu meinen Lebzeiten nicht mehr mit einer Ausschreibung zu rechnen. Die Rahmenbedingungen sind ideal: Man hat keine administrativen Verpflichtungen, man hat keine Lehrverpflichtungen, kann sich ausschließlich auf die Forschung konzentrieren, und das ist etwas, was wir in Deutschland nicht haben.

Höre ich da Kritik am deutschen Universitätssystem heraus?

Nicht nur am deutschen Universitäts-System: Es ist nicht allein eine Sache der Hochschulen, die Forschung zu fördern, sondern auch eine Sache der Forschungsinstitute. In Deutschland gibt es zum Beispiel an vergleichbaren Einrichtungen die Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik in München, und es gibt die Max-Planck-Institute für Geschichte, die allerdings geschlossen werden sollen – und mehr nicht. Es gibt außerhalb der Universität nichts Vergleichbares. Daher wäre es vielleicht auch eine Überlegung wert, entsprechende Forschungseinrichtungen nach dem Modell des Wissenschaftskollegs in Berlin innerhalb der Universität zu gründen. Was ich als Nachteil des Systems von All Souls empfinde, ist die Trennung von der Lehre. Die meisten Kollegen dort unterrichten trotzdem, nicht weil sie es müssen, sondern weil kein Forscher gute Forschung ohne Rückmeldung seitens des wissenschaftlichen Nachwuchses betreiben kann. Ich werde mit Sicherheit auch in Zukunft unterrichten, Dissertationen betreuen – im Übrigen nicht nur in Oxford, sondern auch in Heidelberg. Wenn ich mich erst einmal in Oxford etabliert habe, werde ich nach Möglichkeiten suchen, jedes zweite Semester auch in Heidelberg Lehre anzubieten. Ich hatte ohnehin auch vor, für beide Universitäten einen gemeinsamen Studiengang in der Altertumswissenschaft zu etablieren. Das habe ich als Heidelberger begonnen, das kann ich von Oxford aus genauso gut machen.

Sie haben in den letzten fünf Jahren als Prorektor von Heidelberg eine sehr wichtige Funktion ausgeübt. Sind Sie froh, mehr Zeit für Forschung und Lehre zu haben, oder werden Sie das Organisatorische auch etwas vermissen?

Diese Zeit im Rektorat würde ich gegen nichts tauschen wollen. Das war mit Sicherheit für mich persönlich eine sehr wichtige Erfahrung. Doch viele dieser Erfahrungen gehen nun für die Universität verloren. Das, was ich in den fünf Jahren erlebt habe, die Kontakte, die ich geknüpft habe, das kann ich nur zum Teil weitervermitteln. Aus diesem Grund kam ich auf die Idee, mich im Heidelberger Alumni-Club zu engagieren. Auf der anderen Seite – das sind auch Erfahrungen, die in der allgemeinen akademischen Welt eine Rolle spielen – werde ich weiterhin in internationalen Gremien tätig sein. Ich glaube, auch hier als eine Art Botschafter der Universität Heidelberg wirken zu können.

Welche Art von Unterstützung wünschen Sie sich als Alumnus von der Universität Heidelberg?

Einen ersten wichtigen Schritt hat die Universität Heidelberg ja bereits getan, als sie ihre Alumni-Organisation ins Leben rief. Darüber hinaus wünsche ich mir, dass die Universität weiter in die Beziehungen zu ihren Alumni investiert: Nicht so sehr dadurch, dass sie den Alumni die Organisation abnimmt – da ist eigenes Engagement gefragt – und auch nicht im Sinne von Investitionen mit Geld. Stattdessen ist es wichtig, das Alumni auch der Zugang zu Ressourcen geöffnet wird: Zum Beispiel, indem man ihnen die Nutzung der Universitätsbibliothek oder von wissenschaftlichen Datenbanken ermöglicht. Dazu brauchen Alumni einen eigenen Status an der Universität, und da ein solcher im Hochschulgesetz der Länder nicht vorgesehen ist, ist hier die Universität selbst gefragt.

Das Gespräch führte Gabriel A. Neumann

 


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Heidelberg, den 5. September 2006