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   ALUMNI REVUE - SOMMER 2006
       

    
    
 

Alma Mater


60 Jahre Deutschland im Blick

„Demokratiewunder? – Deutschland 1949-2005“ ist der Titel des Festvortrags, der am Anfang unseres Sommertreffens steht. Mit seinem Vortrag gibt Edgar Wolfrum, seit dem Wintersemester 2003/2004 Professor für Zeitgeschichte am Historischen Seminar der Universität Heidelberg, einen Einblick in einen seiner Forschungsschwerpunkte: Die Geschichte der Bundesrepublik. Der von ihm verfasste Band zum Thema erregte bei seiner Veröffentlichung großes Aufsehen.

Geschichtsbücher erliegen oftmals der Gefahr, ungelesen im Regal zu verstauben. Dem neuen Werk „Die geglückte Demokratie“ des Heidelberger Historikers Edgar Wolfrum wird das nicht passieren. Sein Überblick über 60 Jahre Deutschland fesselt.

Glaubhaft zeichnet der 46jährige Geschichtwissenschaftler die Wechselwirkungen zwischen Staat, Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und (Sozial-)Kultur nach.

Gerade das Kapitel der „zweiten formativen Phase von 1959/60 bis 1973“ entzaubert durch die Betrachtung der aufkommenden neuen Medien und Pop-Kultur einige Mythen über die „bleierne Adenauer-Ära“. Auch das deutsche Wirtschaftswunder und der Einfluss der 68er auf die Liberalisierung des noch jungen Staates erscheinen in neuem Licht.

Die zahlreichen Bilder dienen nicht nur als Illustration, sondern sind Teil Wolfrums zeitgeschichtlicher Analyse. Auf fast 500 Seiten begibt sich der Zeitgeschichtler auch in vermeintlich seichte Gewässer, wie etwa den deutschen Heimatfilm der 50er Jahre, der unterschwellig die Themen Flucht und Vertreibung verarbeitete und eben nicht nur als platte Massenunterhaltung diente.

Wolfrum gibt sich weder der Schwarzmalerei, noch einer „Du bist Deutschland!“-Euphorie hin, sondern bleibt stets neutraler Beobachter. Das macht die „geglückte Demokratie“ so angenehm zu lesen und verleiht der Analyse gesellschaftlicher Konflikte eine lebendige Wirkung. Ob Kanzlerdemokratie, 68er-Mythos, die geistig-moralische Wende der Ära Kohl oder die Wiedervereinigung – Wolfrum schafft den Spagat zwischen wissenschaftlicher Analyse und eingängiger Sprache, ohne dabei in emotionale Plattitüden abzugleiten.

Einer der Hauptgründe für den Erfolg unserer „lernenden Demokratie“ – so Wolfrum – war die Krisenresistenz Nachkriegsdeutschlands, dem – trotz aller Verwerfungen – immer ein hoher Grad an stabilisierender Kontinuität „geglückt“ war. Zwischen den drei großen Epochen Stabilisierung (50er Jahre), Pluralisierung (60er) und Internationalisierung (70er, 80er) ist ein deutsches Koordinatensystem bis zur Wiedervereinigung erhalten geblieben. Die Bonner Demokratie zumindest ist für Wolfrum eindeutig geglückt.

Die Zeit von der Wiedervereinigung bis heute steht unter der Überschrift „Herausforderungen und Chancen“. Mit dem Ende des Kalten Krieges begann die Kontinuität der Bonner Republik zunehmend zu verschwimmen. Wie „geglückt“ ist also die neue Berliner Republik angesichts der Probleme des 21. Jahrhunderts? Wolfrum bleibt auch da zuversichtlich und glaubt fest daran, dass die „geglückte“ deutsche Demokratie keine vorübergehende „Schönwetterdemokratie“ ist.

Im Hinblick auf den europäischen Einigungsprozess sei Westeuropa momentan in einem Zustand der „Revolte“. Fortschreitende Globalisierung stelle den ganzen Kontinent vor schwere Probleme. Wolfrum sieht diese Entwicklung eher als Übergangsphase denn als Bedrohung. Dass diese Herausforderungen die „geglückte Demokratie“ ins Unglück stürzen könnten, daran glaubt er auf jeden Fall nicht.

Reinhard Lask

 


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Heidelberg, den 5. September 2006