Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

Einblick

Würzburger und Heidelberger Alumni erkunden die Wiege der modernen Rechtswissenschaft

Bella Bologna

 

2000 Jahre Geschichte im Zeitraffer: Auf einer viertägigen Studienreise hatten 50 Studierende, Professoren, Alumni und Freunde der Heidelberger und Würzburger rechtswissenschaftlichen Fakultäten Mitte Mai Gelegenheit, das norditalienische Bologna und seine reichhaltige Geschichte kennen zu lernen. Die Fahrt, eine gemeinsame Unternehmung der Juristen ALUMNI Würzburg e.V. und der Alumni-Sektion Rechtswissenschaften der Gesellschaft der Freunde Universität Heidelberg e.V., markiert den Beginn einer neuen Zusammenarbeit zwischen diesen beiden Alumni-Initiativen.

Am Morgen von Christi Himmelfahrt ging es los: Nachdem des Gepäck verstaut, die Sitzplätze gefunden und der Bus angerollt war, ergriff Prof. Dr. Hilgendorf, der Würzburger Organisator der Fahrt, das Wort: Fahrten wie diese seien für die Zusammenarbeit der Alumni eine gute Grundlage. Und in der Tat hatten die Teilnehmer bereits während der Reise durch die Alpen reichlich Gelegenheit, erste Kontakte zu knüpfen und einander kennen zu lernen.

Am nächsten Vormittag begann das eigentliche Programm der Studienreise: mit einem Besuch der berühmten Juristischen Fakultät in Bologna. Hier hatten im 12. Jahrhundert die ersten Vorlesungen über das gerade wiederentdeckte römische Recht stattgefunden. Den Anstoß hierfür bildete wohl ein für damalige Verhältnisse spektakulärer Fund der "Digesten", eines Teils des sogenannten "Corpus Iuris Civilis". Dabei handelt es sich um eine Sammlung von Rechtstexten, die Kaiser Justinian bereits über 500 Jahre zuvor zusammengestellt hatte.

Der Ruf der Bologneser Fakultät verbreitete sich schnell unter den mittelalterlichen Gelehrten. Schon bald kamen junge Menschen aus allen Teilen Europas hierher, um ein Rechtsstudium aufzunehmen. Auf diese Weise ging von Bologna ein Impuls der Verwissenschaftlichung und der Rechtsvereinheitlichung aus, der bis heute nachwirkt. Übrigens war es wohl die Symbolkraft dieses Ortes, die die europäischen Bildungsminister 1999 dazu bewog, gerade in Bologna die weitgehende Vereinheitlichung der nationalen Studiengänge zu beschließen.

Unser Gastgeber, der Dekan und Professor der Juristischen Fakultät Canestrari, begrüßte unsere Reisegruppe in seinem vornehm eingerichteten Arbeitszimmer und führte uns anschließend mit Temperament und Tempo durch die Räumlichkeiten seiner Fakultät. Die beeindruckende Geschwindigkeit, die er dabei an den Tag legte, war vielleicht beabsichtigt - es galt nämlich, rechtzeitig wieder im 21. Jahrhundert anzukommen: Für eine Podiumsdiskussion mit Vortrag von Prof. Canestrari zum Thema "Bioethik", der heikle Themen unserer Zeit aus der Sicht des italienischen Strafrechts beleuchtete und Grundlage für eine angeregte Diskussion war.

Am Nachmittag traf man sich auf der Piazza Maggiore, dem Stadtzentrum, für eine ausgiebige Führung durch das mittelalterlich geprägte Bologna. Dabei waren die sogenannten Geschlechtertürme (die mittelalterlichen Statussymbole der Adligen), die Basilika San Petronio und der berühmte Anatomielehrsaal von 1637 nur einige der zahlreichen Stationen.

Am Freitag führte uns Prof. Dr. Wittreck (Münster) nach Ravenna, das besonders für seine frühchristlichen Mosaiken bekannt ist. In diesen Mosaiken, die inzwischen zum Weltkulturerbe erklärt worden sind, spiegelt sich ein Stück Weltgeschichte wieder: So war etwa die Kirche Sant' Appolinare Nouvo ursprünglich vom ostgotischen Herrscher Theoderich (454 bis 526 n.Chr.) errichtet worden. Die Bilder entsprachen seinem, dem arianischen Glauben, der von der römischen Trinitätslehre als Häresie erachtet wurde. Dann, im Jahre 552, eroberte der römischchristliche Justinian die Stadt - und die bis dahin entstandenen Mosaiken wurden mit viel Geschick in Kleinarbeit der nunmehr herrschenden Glaubensrichtung angepasst. So auch das Porträt Justinians, das in besagter Kirche hängt: Der dort abgebildete Herr war ursprünglich ein anderer - zu Justinian wurde er erst, nachdem ihm ein späterer Restaurator eine neue Krone aufs Haupt setzte.

 

Sören Wollin

 

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Fragen oder Anregungen zu diesen Seiten: Philippe Bayer
Stand: 14. August 2007
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Nr. 18 / Sommer 2007
Titelseite Alumni Revue Sommer 2007
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