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   ALUMNI REVUE - SEPTEMBER 1999
       

    
    
 

Am Rande bemerkt


Professoren wehren sich

Geplante Hochschulreform sorgt für Kontroversen - "Autonomie der Hochschulen gefährdet"

Um die Effizienz der Forschung in Baden-Württemberg zu steigern, plant die baden-württembergische Landesregierung eine Hochschulreform. Kern der Gesetzesvorlage: die Einführung eines Hochschulrates, der die maßgeblichen Entscheidungen über die Zukunft der jeweiligen Hochschule treffen soll. Er soll den bisherigen Verwaltungsrat der Universitäten ablösen. Das Neue am Entwurf: Neben sieben universitären Mitgliedern des Rates sollen auch sechs Externe in dem Gremium sitzen - Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Vier der sechs Externen soll der Wissenschaftsminister bestimmen dürfen. Außerdem soll ein Vertreter des Ministeriums an allen Sitzungen des Hochschulrates teilnehmen. Die Reform will darüber hinaus die Machtbefugnisse der Rektoren erweitern und hauptberuflich tätige Dekane einführen - mit einer Amtszeit von sechs Jahren.

Die Pläne der Regierung lösten Proteste an den Universitäten aus. Eine große Zahl von badenwürttembergischen Professoren wandte sich mit einer Anzeige in der "Frankfurter Allgemeinen" gegen die Reform und appellierte an die Landesregierung, den Entwurf "im Einvernehmen mit den Universitäten noch einmal von Grund auf zu überarbeiten." Die Universitätsvertreter befürchten, dass die geplanten Strukturänderungen die Effizienz der Wissenschaft nicht steigern, sondern genau das Gegenteil bewirken könnten. Die Regierung habe außerdem ein Gesetz vorgelegt, das "die vom Grundgesetz und der Landesverfassung gewährleistete Autonomie der Hochschulen ernstlich gefährdet." Im Zentrum der Kritik: die Bestimmung der Externen im Hochschulrat durch den Minister. "Überall, wo der Staat bisher bewusst in den Prozess der Wirtschaft oder der Wissenschaft eingegriffen hat, hat dies nicht den gewünschten Erfolg gebracht", warnte die Heidelberger Sinologin Susanne Weigelin-Schwiedrzik, Trägerin des Landeslehrpreises, in einem Interview mit der "Stuttgarter Zeitung". "Jetzt macht man genau das kaputt, was uns auszeichnet: die Kreativität." Das Blatt schätzte die geplante Hochschulreform denn auch als "Experiment mit völlig ungewissem Ausgang" ein.

Besonders die traditionsreichen und großen Universitäten wie Heidelberg haben Bedenken: "Heidelberg sieht keinen Handlungsbedarf in dieser Richtung", so der Heidelberger Rektor Jürgen Siebke. "Man sollte den Universitäten Autonomie geben, damit sie sich selbst steuern." Das geographische Zentrum des Widerstands machte Wissenschaftsminister von Trotha schon bald in Heidelberg aus und verglich die Ruperto Carola bereits mit einem gewissen Dorf in Gallien, das ComicFans nur zu gut bekannt sein dürfte. Passend dazu wurde Rektor Jürgen Siebke von der "Frankfurter Allgemeine" bereits zum "Asterix" ausgerufen, in der Rolle eines "Vorkämpfers für akademische Freiheit." Die Zeitung, hinter der bekanntlich kluge Köpfe (und einige Heidelberger Alumni) stecken, sieht in ihrem Resümee in den wissenschaftlichen Leistungen der Ruprecht-Karls-Universität "ein Beispiel dafür, dass man gute Universitäten in Ruhe lassen sollte."

Die insgesamt 500 Anregungen und Kommentare zur geplanten Hochschulreform zeigten beim Wissenschaftsministerium offenbar Wirkung: von Trotha stimmte jetzt einer Lösung zu, wonach Hochschule und Ministerium alle sechs externen Mitglieder im Konsens auswählen müssen. Und über die Zulassung des Ministeriumsvertreters zu den Sitzungen sollen die Hochschulräte selbst entscheiden können. Weitere Fragen, wie die Hauptamtlichkeit der Dekane, sind derzeit noch offen. Das Gesetz soll dennoch zu Beginn nächsten Jahres in Kraft treten.

Peter Saueressig


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Heidelberg, den 14. Juli 2003