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   ALUMNI REVUE - SEPTEMBER 1999
       

    
    
 

Heidelberger Splitter


Auf die richtige Bahn gebracht?

Neue Straßenbahnlinien für Kirchheim und die Altstadt

Ältere Semester erinnern sich noch an sie: an die Straßenbahn in der Altstadt, die mitten durch die Hauptstraße fuhr. In den siebziger Jahren wurde dann das Streckennetz der Heidelberger Straßen- und Bergbahn (HSB) rigoros verkleinert. Auch die Linie 6 nach Kirchheim fiel dem zum Opfer. Nach fast drei Jahrzehnten sollen beide Stadtteile, die Altstadt und Kirchheim, wieder eine Straßenbahn bekommen - so hat es der Heidelberger Gemeinderat vor kurzem beschlossen.

Altstadt: alles durch die Anlage

Seit dem Ende der Straßenbahn in der Altstadt 1976 fahren Busse am nördlichen und südlichen Rand entlang und kreuzen die Hauptstraße am Universitätsplatz. Was für Studierende attraktiv und praktisch ist, gerät manchem älteren Altstadtbewohner zum Problem, denn der Weg zur nächsten Bushaltestelle ist weit. Außerdem sind die B37 am Neckarufer und die Friedrich-Ebert-Anlage durch den Busverkehr stark belastet. Und: Die Bahn kann wesentlich mehr Fahrgäste aufnehmen als ein Bus. Von der Straße wieder auf die Schiene umzusteigen erschien deshalb sinnvoll und der Heidelberger Verkehrsentwicklungsplan sah eine Priorität der Bahn vor. Aber wie? Ein Ingenieurbüro untersuchte im Auftrag der Stadt sechs verschiedene Varianten einer Straßenbahnanbindung. Das Ergebnis: Durch die Hauptstraße wird die Straßenbahn nicht mehr fahren. Auch die Bahn am Fluss, also direkt am Neckarufer, fiel weg. Den Vorzug erhielt schließlich eine Variante durch die Friedrich-Ebert-Anlage, mit einer Strecke vom Adenauerplatz zunächst bis zur Peterskirche also quasi vom Juristischen Seminar bis zur Universitätsbibliothek. Dort soll dann eine kurze Linie bis zum Universitätsplatz abzweigen. Nach Schätzungen wird die neue Straßenbahn rund 5.000 Fahrgäste täglich befördern. Voraussichtliche Baukosten: rund dreißig Millionen Mark.

Kirchheim: verkehrsberuhigte Perspektiven

Eine ganz andere Situation besteht in Kirchheim: Das ehemalige Bauerndorf ist zu einem der größten Heidelberger Stadtteile und zur Wohn- und Schlafstadt für viele Pendler geworden. Die Anbindung zum Hauptbahnhof indes ist nicht besonders gut - und das, obwohl Kirchheim über einen eigenen kleinen Bahnhof verfügt. Unter dem Motto "Anschluss an die Zukunft" dachten sich deshalb die städtischen Planer eine doppelte Anbindung aus: eine direkte S-Bahn-Verbindung vom Kirchheimer Bahnhof zum Hauptbahnhof und eine Straßenbahnverbindung vom Zentrum Kirchheims in die Innenstadt. Wichtigste Neuerung ist die Einführung einer verkehrsberuhigten Zone in der Schwetzinger Straße, der Haupteinkaufzone des Stadtteils. Die Anbindung an die Innenstadt führt über eine Route, die auch alteingesessene Heidelberger erst einmal auf der Karte nachschlagen müssen, und endet am Römerkreis. Die Baukosten werden auf bis zu 65 Millionen Mark geschätzt. Im Jahr 2002, genau dreißig Jahre nach der Einstellung der alten Linie 6, soll die neue Bahn dann in Betrieb gehen.

Kontroverse Debatten vor der Wahl

Die ehrgeizigen Straßenbahnpläne der Stadt bleiben freilich nicht ohne Widerstände. Besonders die hohen Kosten werden ins Feld geführt. Aber auch die gravierenden Veränderungen, die sich für die Bewohner der beiden Stadtteile ergeben, werden kontrovers betrachtet. Während Oberbürgermeisterin Beate Weber (SPD) und Baudezernent Prof. Joachim B. Schultis (CDU) im Straßenbahnbau für Kirchheim die "großartige Chance einer attraktiven Umgestaltung seines Zentrums" sehen, haben Kirchheimer Bürger etwa hundert Einsprüche bei der Stadtverwaltung angemeldet - nebst umfangreicher Unterschriftenlisten von Anwohnern, oft Geschäftsleuten, die Gewinneinbußen befürchten. Und auch die Straßenbahn in der Altstadt ist nicht unumstritten. Hier setzten sich inzwischen vor allem die Parteifreunde des Baudezernenten Schultis an die Spitze des Widerstands gegen das städtische Konzept. Die Heidelberger CDU-Strategen brechen wortgewaltig eine Lanze für die Autofahrer und fordern "den Stopp der Straßenbahnplanung nach Kirchheim und in die Altstadt - aus verkehrs- und finanziellen Gründen." Ein weiterer Grund: "Verkehr" ist in Heidelberg ein willkommenes Wahlkampfthema - schließlich wird Ende Oktober der Gemeinderat neu gewählt.

Peter Saueressig


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Heidelberg, den 14. Juli 2003