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   ALUMNI REVUE - SEPTEMBER 1999
       

    
    
 

Heidelberger Splitter


Meisterin des Wortes

Die Dichterin Hilde Domin wurde neunzig - großer Festakt im Rathaus

"Frage nie eine Dame nach ihrem Alter!" heißt eine alte deutsche Anstandsregel. Wer bei der Dichterin Hilde Domin diese Regel als erster brach, ist unklar. Klar ist aber seit kurzem, dass er damals für seinen Faux-pas mit einer falschen Angabe bestraft wurde. Denn nachdem ihr 85. Geburtstag vor zwei Jahren gebührend begangen worden war, feierte die international bekannte Lyrikerin jetzt ihren Neunzigsten - zu dem sie sich freilich selbst bekannte. Der Stadt Heidelberg war es Anlass genug, das Jubiläum mit einem Festakt im großen Rathaussaal zu wüdigen. Oberbürgermeisterin Beate Weber hielt ihr eine besonders herzliche Rede und verlieh Hilde Domin für ihre Verdienste um Heidelberg und für ihr literarisches Werk die höchste Auszeichnung der Stadt, die Bürgermedaille.

Die Dichterin Hilde Domin wurde neunzig - großer Festakt im Rathaus

"Ich kenne Heidelberg seit meinen Studienzeiten", verriet Günther Beelitz der Lokalpresse kurz nach seiner Wahl. Zu seinen Lehrern zählte unter anderem auch der Germanist Arthur Henkel. Statt der deutschen Literatur machte der Heidelberger Alumnus allerdings recht bald die Bühne zu seinem Beruf: als jüngster deutscher Intendant am Staatstheater Darmstadt im Jahre 1971. Seine Karriere setzte sich fort mit Engagements an großen Bühnen in Düsseldorf, München und schließlich in Weimar dort als 22. Nachfolger Goethes. In dieser Funktion zeichnete er auch für die vielfältigen künstlerischen Aktivitäten der Kulturstadt 1999 verantwortlich.

Heidelberg: Alma mater und Heimat

Die Beziehung zu Heidelberg begann mit der Studienzeit. Am 27. Juli 1909 in Köln geboren, zog es Hilde Domin zum Studium an den Neckar. "Ich bin wegen Gustav Radbruch nach Heidelberg gekommen", bekannte sie während der Feierstunde. Sie studierte Jura, Philosophie und Politische Wissenschaften und verlor wie so viele auch ihr Herz in Heidelberg - an den Kunsthistoriker Erwin Walter Palm, später Professor an der Ruperto Carola. Sie lernte ihn übrigens in der Mensa kennen. Doch die Heidelberger Zeit wurde jäh unterbrochen: Die Herrschaft Hitlers zwang die beiden zur Emigration. In Florenz promovierte Hilde Domin über Staatsgeschichte der Renaissance. Weitere Stationen der Emigration waren Rom, England und schließlich die Dominikanische Republik. Die Hauptstadt Santo Domingo, wo sie als Dozentin lehrte, stand Pate für den Künstlernamen, den sich Hilde Domin als neue Identität wählte. Im Exil schrieb sie ihre ersten Gedichte. Nach über zwanzigjährigem Exil kehrte die Heidelberger Alumna mit ihrem Mann schließlich 1954 nach Deutschland zurück und lebt seit 1961 wieder in der Stadt ihrer Alma mater.

Engagement gegen Unrecht

Das Exil hat nicht nur ihr Leben bestimmt, sondern auch ihr Werk geprägt. Immer wieder erhebt Hilde Domin ihre unverwechselbare Stimme gegen Unrecht und Unterdrückung und fordert vor allem Jugendliche dazu auf, sich verantwortungsvoll zu engagieren. "Sie hat bis heute nicht aufgehört, junge Menschen, insbesondere in Schulen, immer wieder zu ermutigen, nicht wegkönnte zusehen, wenn Unrecht geschieht", heißt es im Urkundentext der Bürgermedaille. Auch für den schriftstellerischen Nachwuchs hat sich die Dichterin eingesetzt. Mit dieser "Botschafterin der Literatur" (Urkundentext) konnte sich die Stadt Heidelberg in den letzten Jahren durch zahlreiche Aktivitäten als Ort der Literatur etablieren: vom Clemens-Brentano-Förderpreis über die Poetikdozentur (beides Gemeinschaftsprojekte von Stadt und Universität) bis hin zu den Literaturtagen. Zu Ehren von Hilde Domin stiftete die Stadt Heidelberg im Jahr 1992 den Preis "Literatur im Exil".

Nicht nur für Heidelberg gilt die Dichterin als Meisterin des Wortes. Aber der Neckarstadt mit dem Kennzeichen HD fühlt sie sich besonders innig verbunden - nicht nur, weil es mit ihren Initialen identisch ist ...

Peter Saueressig


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Heidelberg, den 14. Juli 2003