Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Startseite Heidelberg Alumni International Adresse und TelefonSucheÜberblick













    [Startseite] -> [Service] -> [Alumni Revue] -> [Inhalt März 2001] -> [Heidelberger Splitter]
    
    
   ALUMNI REVUE - MÄRZ 2001
       

    
    
 

Heidelberger Splitter


Eine Karikaturistin von Weltklasse

Marie Marcks: Werkschau im Kurpfälzischen Museum

In Deutschland wird sie oftmals als "die große alte Dame der Satire" bezeichnet; im Brockhaus, der wohl bekanntesten deutschen Enzyklopädie, steht sie beim Stichwort "Cartoon" an erster Stelle, noch vor Loriot, Waechter und Gernhardt. 1922 in Berlin geboren, lebt sie seit 1948 in Heidelberg und ist seitdem mit dem kulturellen und akademischen Leben der Stadt eng verbunden. Anlass genug, um Marie Marcks und ihr Werk vor Ort zu würdigen: Das Kurpfälzische Museum der Stadt widmete ihr und ihrer Kunst eine mehrmonatige Sonderausstellung, die in diesem Jahr noch in den Städten Konstanz und Berlin zu sehen sein wird. Die Ausstellung zeigt das Spektrum ihres Lebenswerks, darunter auch frühe Arbeiten für den studentischen Heidelberger Filmclub und den Jazzclub Cave 54. Marie Marcks' Themen reichen von der akademischen Welt über Jugend und Erziehung, Rüstung/Abrüstung, Frauen, Umwelt bis hin zu - leider noch aktuellen - Topoi wie Ausländerfeindlichkeit und Neonazismus. Besonders bei den politischen Themen fällt ihr überaus kritischer Rückblick auf die Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland ins Auge. Damit wird der umfangreiche, illustrierte Ausstellungskatalog gleichzeitig zu einem besonderen Lesebuch der deutschen Geschichte.

Cartoonistin? Große alte Dame der Satire? Für die Heidelberger Künstlerin stimmt die offizielle Wortwahl so nicht ganz. "Denn weder befindet sie sich auf dem Altenteil noch eignet ihr eine damenhafte Aura an. Bis in ihre jüngsten Karikaturen hinein ist sie jugendfrisch und frech. Gerade die letzte Eigenschaft soll wahren Damen fremd sein", so die Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts, Jutta Limbach, in ihrer Laudatio. Jeder, der sie persönlich kennt, wird dieses bestätigen können. Genau so wenig lassen sich ihre Zeichnungen unter einem bestimmten Stichwort, sei es Cartoon, Satire oder Karikatur, in eine Schublade stecken. Marie Marcks bleibt ganz eigen in ihrer Darstellung. Die Karikatur als Kategorie käme ihr noch am nächsten, wenn sie auch auf die Überzeichnung der Figuren ins Groteske oder Unproportionale verzichtet und sich die pointierte Kritik in ihren Zeichnungen nicht gegen Einzelpersonen, sondern gegen gesellschaftliche Tendenzen und Bewegungen richtet.

Beispiele aus den Sprechblasen ihrer Figuren belegen den knappen, ironischen und frechen Stil, der ihr eigen ist. Ein Beispiel aus der akademischen Welt, bei dem eine Wissenschaftlerin ihrem Lebenspartner entgegenhält: "Nun muffel' doch nicht gleich wegen meinem Ruf nach Bremen; du kannst ja da einen Kinderladen machen. Oder irgendwas!" Seitenhiebe dieser Art zum Kampf der Geschlechter gibt es viele - aus der persönlichen Lebensgeschichte heraus ist Marie Marcks als alleinerziehende, vollbeschäftigte Mutter jedoch schon emanzipiert, mitunter feministisch gewesen, bevor sich andere Frauen in einer offiziellen Bewegung diese Eigenschaften zulegten. Sympathisch an der Darstellung der Künstlerin ist, dass nicht nur die Männer ihr "Fett abbekommen".

Zum Zeichnen im Hause ihrer Mutter ausgebildet (auch sie eine Künstlerin) beginnt Marie Marcks schon in jungen Jahren mit ihrem Werk während des Architekturstudiums. Später zeichnet sie wissenschaftspolitische Karikaturen für die Zeitschrift "atomzeitalter" und tagespolitische für die "Süddeutsche Zeitung", wobei sie kein Blatt vor den Mund nimmt. Infolgedessen werden - je nach politischer Großwetterlage oder dem stillen Einfluss der Wirtschaft - nicht alle Karikaturen auch abgedruckt. Mit Zeichentrickfilmen, Buch- und Kinderbuch-Illustrationen sowie Kurzfilmen wird ihr Werk im Laufe der Jahre immer umfassender. Bei aller Vielfalt: Hervorzuheben ist ihr künstlerisches und ideelles Engagement für die Sorgen und Nöte der Studierenden in Heidelberg. So unterstützte sie Anfang der 80er Jahre mit zwei Plakatentwürfen die Aktion "Student/Studentin sucht Zimmer" gegen die Wohnungsnot. Besonders originell an dieser Aktion waren extra angefertigte Bierdeckel mit einem Ausschnitt aus einem der Plakate. Über Monate hinweg zierten diese Bierdeckel nahezu jeden Tisch in den Lokalen Heidelbergs. So mancher Studierender wird dieser "Kunstaktion" sein Dach über dem Kopf verdanken.

Carmen S. Freihaut

 


Nächster Artikel
Inhalt

 

 

Zurück

Top

 

Startseite | Wir über uns | Service | Veranstaltungen
Anmeldung | Login E-Mail | Alumni.med.Live
Kontakt | Suche | Überblick
Impressum | Datenschutzerklärung

 

Senden Sie Fragen oder Anregungen zu diesen Seiten an Philippe Bayer
Heidelberg, den 12. Februar 2003