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   ALUMNI REVUE - SOMMER 2006
       

    
    
 

Heidelberger Splitter


„Selbst Sherlock Holmes war Morphinist“

In Carlo Schäfers Heidelberg-Krimis geht’s mächtig zur Sache

Eine Wasserleiche – ans Neckarufer gespült. Ein Mann, der auf offener Straße erschossen wird. Eine junge Frau, die von der Schlossmauer stürzt, sowie ein mit ihr liierter Heiliggeistkirchen-Pfarrer, der auf unerklärliche Weise zu Tode kommt. Schließlich ein dreizehnjähriger Schüler – gefunden leblos im Gorillagehege des Zoos. Das ist kein Auszug aus dem Heidelberger Polizeibericht. Das sind allesamt Fälle, die sich der Schriftsteller Carlo Schäfer ausgedacht hat. Mit den Ermittlungen betraut: Kommissar Johannes Theuer, unterstützt von seinen Kollegen Haffner, Leidig, Senf – ein Skurrilitätenquartett, ergänzt um die deutsch-türkische Staatsanwältin Bahar Yildirim. Vier Bücher liegen mittlerweile vor. Sie haben eine Marktlücke gefüllt: den Heidelberg-Krimi.

Das klingt nach einer gewieften Strategie. Carlo Schäfer weist eine solche Intention allerdings weit von sich. Dass er Heidelberg zum Schauplatz seiner Geschichten erkor, hatte zunächst pragmatische Gründe: Hier kennt er sich am besten aus. Da er nebenbei noch einem ordentlichen Beruf nachgeht – als Karl Christoph Schäfer unterrichtet er an der Pädagogischen Hochschule –, wollte er langwieriges Recherchieren vermeiden. Und noch ein weiteres Argument spricht für diesen Ort: „Durch die Uni, durch eine Handvoll internationaler Firmen und den Tourismus kann in Heidelberg eigentlich ziemlich viel passieren. Heilbronn wäre nicht so gut. Wenn ich in Heilbronn einen Chinesen brauche, wie kriege ich den dahin? In Heidelberg überhaupt kein Problem“, erklärt er. Denn auch wenn alle seine Fälle frei erfunden sind – sie sollten in dieser Stadt zumindest möglich sein. Was ihn an seinem international erfolgreichen Kollegen Henning Mankell stört: „Jedes Jahr lässt er in einer südschwedischen Kleinstadt ein Kapitalverbrechen von internationalem Ausmaß geschehen.“ Das aber sei unglaubwürdig.

Geboren wurde Schäfer 1964 in Heidelberg. Aufgewachsen ist er aber in Pforzheim. Erst zum Studium kehrte er an den Neckar zurück. Zunächst an der Universität eingeschrieben, wechselte er mit Mitte zwanzig an die PH und wirkte danach lange Zeit als Hauptschullehrer in Mannheim. Dann ging es vor ein paar Jahren wieder zurück an die Pädagogische Hochschule – nun als Dozent im Fach Deutsch. Außerdem hatte der Rowohlt Verlag inzwischen ein von ihm unverlangt eingesandtes Manuskript aus dem Stapel gezogen und Schäfer unter Vertrag genommen – der Beginn seiner Karriere als Krimiautor erfolgte mit dem Roman „Im falschen Licht“ (2002).

Auf diese Rolle will sich der überzeugte Altstadt-Bewohner allerdings nicht endgültig festlegen lassen. Und auch seine Leser, so sein Eindruck, sind nicht die klassischen Krimi-Maniacs. Das tendenziell Überdrehte seiner Hauptfiguren empfindet er fast schon als Parodie auf dieses Genre. Dennoch sieht Carlo Schäfer seine Bücher in einer eindeutig kriminalliterarischen Tradition verankert. Als Vorbilder nennt er neben Georges Simenon vor allem die Wachtmeister Studer-Romane von Friedrich Glauser. Dass sein unkonventioneller Protagonist Johannes Theuer kein makelloser Held ist, steht für Schäfer außer Frage – „selbst Sherlock Holmes war Morphinist und tendenziell ein Soziopath, der lediglich den etwas dümmlichen Dr. Watson neben sich duldete.“

Jedoch: „Nächstes Jahr soll Schluss sein“, kündigt Carlo Schäfer an. Dann will er seinen Hauptkommissar in den Ruhestand schicken. Zugleich wird Schäfers Debüt als Nicht-Krimi-Autor erfolgen – allerdings unter Pseudonym, erwähnt er mit einem leichten Anflug von Lächeln. Und Theuers letzter Fall? Eine missglückte Zwischenprüfung über Ernst Bloch am Philosophischen Seminar der Universität Heidelberg – „habe ich selbst erlebt!“ – wird eine Rolle spielen sowie eine damit zusammenhängende Serie von Gewaltverbrechen. Mehr aber wird nicht verraten. Klar, der Spannung wegen.

Oliver Fink

Carlo Schäfer im Internet: https://www.carlo-schaefer.de

 


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Heidelberg, den 16. Oktober 2006