Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

Heidelberger Splitter

Stadt im Fluss

Eckart Würzner ist der neue Oberbürgermeister der Stadt Heidelberg - und hat große Pläne

 

"Eigentlich fühle ich mich mehr als Wissenschaftler denn als Politiker oder Verwalter". Der das sagt, heißt Eckart Würzner und ist Heidelbergs neuer Oberbürgermeister. Ein bisschen Koketterie steckt wohl hinter diesem Bekenntnis gleich zu Beginn eines Gesprächs, in dem es vor allem um das Verhältnis der Stadtspitze zur Ruperto Carola geht. Denn trotz Dissertation und anschließendem Forschungsaufenthalt in Frankreich ist der 1961 in Goslar geborene Würzner keineswegs ein politisches Greenhorn. Bereits 2001 wurde er auf Vorschlag der CDU zum Heidelberger Bürgermeister für Umwelt und Energie gewählt, ehe er als parteiloser Kandidat im Herbst letzten Jahres das Rennen um den begehrten Rathaussessel für sich entscheiden konnte.

Auf der anderen Seite: Mit der Wissenschaft hat Eckart Würzner doch mehr am Hut als so manch anderer Politiker - bis letztes Jahr übte der promovierte Geograph einen Lehrauftrag an der Ruperto Carola aus, den er jetzt aus Zeitgründen "vorerst" ruhen lässt. Dementsprechend betont Würzner auch die Wichtigkeit der Verbindung zwischen Stadt und Universität, die "eben nicht nur auf dem Papier existiert, sondern auch gelebt werden muss." Würzner spricht von der Notwendigkeit "gemeinsamer Strategien und Konzepte". Als Vision schwebt ihm unter anderem ein "Campus Zwei" vor, der auf dem Bahnstadtgelände entstehen soll. Dieser soll vor allem neue Kapazitäten für die "Industry on Campus"-Idee schaffen, hinter der eine weit reichende Kooperation zwischen Wirtschaftsunternehmen und Wissenschaft steckt. Erste Erfolge sieht Würzner vor allem bei dem Aufbau "familienfreundlicher Strukturen", für die er sich bei der Verabschiedung des Haushalts stark gemacht habe. Denn wenn man hochkarätige Wissenschaftler nach Heidelberg locken will, so der Oberbürgermeister, sind Fragen der Kinderbetreuung nicht zu unterschätzen. Hier spricht Würzner übrigens aus eigener Erfahrung: die Vaterrolle - inzwischen hat er vier Kinder - übte er bereits als Student in Heidelberg aus.

Und die Differenzen, die es zwischen Universität und Stadt auch gibt, etwa bei der Verkehrserschließung des Neuenheimer Felds? Würzner setzt hier auf einen direkten Dialog - "ohne Umwege über die Zeitung". Erste Gespräche haben in diesem Sommer begonnen. Im Hinblick auf die angespannte Wohnraumsituation, die insbesondere ausländische Studierende gleich zu Beginn ihres Studiums vor große Hürden stellt, verweist Eckart Würzner auf die Erschließung von Flächen - neben der Schaffung des Stadtteils Bahnstadt nennt er die Ausweisung neuer Baugebiete in Wieblingen und Kirchheim, wo "bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden soll". Der Oberbürgermeister ist davon überzeugt, dass sich "die momentan schwierige Situation entspannen wird".

Mehr öffentliche Aufmerksamkeit findet zur Zeit allerdings ein anderes städteplanerisches Projekt, das seit einigen Jahren bereits als Idee Bürger wie Politiker elektrisiert, bislang allerdings als zu kostspielig galt - die "Stadt am Fluss", verwirklicht durch die Verlegung der lärmenden und trennenden Neckarstraße in einen Tunnel unter die Erde. Würzner hat das Thema gleich nach seiner Wahl wieder auf die Tagesordnung gesetzt. Und wirkt erstaunlich gelassen: "So schwierig ist die Umsetzung gar nicht". Worauf man gespannt sein darf, denn sollte dieses ehrgeizige Vorhaben tatsächlich gelingen, würde die Heidelberger Altstadt zweifellos an Attraktivität noch gewinnen. Und was hält Eckart Würzner schließlich davon, dass mit Bernhard Eitel als designiertem Rektor der Ruperto Carola demnächst ein Kollege aus der Geographie als Verhandlungspartner ihm gegenüber sitzt? Darauf freue er sich, zumal er mit Eitel bereits wissenschaftlich kooperiere. Die Beantwortung einer Frage wird bei dieser Erweiterung der Zusammenarbeit auf politischer Ebene dann aber mutmaßlich noch erschwert werden, nämlich die, ob er sich denn nun mehr als Politiker oder als Wissenschaftler fühle - schwer zu beantworten wohl für beide, auch für den Rektor

 

Oliver Fink

 

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Fragen oder Anregungen zu diesen Seiten: Philippe Bayer
Stand: 14. August 2007
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