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   ALUMNI REVUE - DEZEMBER 1997
       

    
    
 

Heidelberger Splitter


Ein Tunnel zurück in die Zukunft?

Heidelberg will wieder Stadt am Fluß werden

Viele Leute glauben, Heidelberg sei eine Stadt am Fluß. Das ist natürlich falsch: Zwar trennt der Neckar die nördlichen von den südlichen Stadtteilen fließt also gewissermaßen mitten durch das Stadtgebiet. Das heißt aber nicht, daß die Studenten- und Touristenstadt direkt am Fluß liegt: Denn die südlich des Neckars lebenden Bewohner der Altstadt werden von der Bundesstraße 37 (B 37) und 30000 Fahrzeugen am Tag um die verlockende Aussicht gebracht, endlich freien Zugang zum Wasser zu haben - und nicht nur freie Zufahrt. Noch vor hundert Jahren war alles ganz anders: Die parallel verlaufende Hauptstraße stellte die Hauptverbindung zwischen der Rheinebene und dem Neckartal dar. Der Fluß reichte bis an die ersten Häuser der Altstadt, und auf historischen Fotos sieht man friedlich spielende Kinder neben der Alten Brücke, die mit einem Fuß in der Altstadt und mit dem anderen im Wasser stehen. In der engen Hauptstraße wurde den Bürgern irgendwann das Pferdegetrappel zuviel, und sie beschlossen, eine Promenade am Neckar anzulegen. Dieser Weg wurde zu einer vielbefahrenen Straße, die man wegen des dichten Verkehrs in den sechziger Jahren sogar auf vier Spuren verbreitern wollte. Die Pläne wurden nicht verwirklicht, was sich jetzt als Vorteil herausstellt. Denn die Stadt trägt sich jetzt mit dem Gedanken, Heidelberg zu dem zu machen, was die Stadt schon seit langem in der Vorstellung, aber eben nicht mehr in der Wirklichkeit ist: zu einer Stadt am Fluß.

Vorbilder: Köln und Düsseldorf

Die zweispurige Neckarstraße, welche die Stadt vom Fluß trennt, könnte auf einer Länge von fast 1700 Metern unter die Erde gelegt werden. So sieht das Tunnelkonzept eines Darmstädter Ingenieurbüros aus. Die Pläne wurden im Sommer vorgelegt: Entlang der gesamten Altstadt gäbe es eine Promenade. Von der Stadthalle aus könnte man an Marstall und Alter Brücke entlang bis zum Karlstor flanieren und in Cafes verweilen. Die Vorbilder für ein solches Konzept liegen am Rhein: Köln und Düsseldorf mit ihren Promenaden lassen viele Heidelberger davon träumen, die Neckarstraße zu einer Uferpromenade zu machen. Die Befürworter der Tunnellösung fühlen sich durch die Umweltverträglichkeitsprüfung und ein hydrogeologisches Gutachten in ihrer Auffassung bestärkt. Doch die Begeisterung für das Tunnelprojekt wird von Verkehrsplanern un-tergraben, die eine schlechtere Anbindung der Alt-stadt mit dem öffentlichen Busnahverkehr befürch-ten. Zum Beispiel könnten die Uni-Busse nicht mehr vom Bismarckplatz direkt zum Universitätsplatz fahren. Weil die Hauptstraße seit zwei Jahrzehnten eine Fußgängerzone ist und weil die geplante Neckarpromenade nicht durch eine Straßenbahntrasse verunstaltet werden soll, bleibt nur die Möglichkeit, den öffentlichen Nahverkehr über die Friedrich-Ebert-Anlage und den Schloßbergtunnel umzuleiten. Dazu müßte dieser Tunnel, der parallel zum Neckar unter dem Schloßberg läuft, zur Hälfte der Straßenbahn vorbehalten bleiben. Die Folge: Der Autoverkehr würde auf eine Spur reduziert. Auch für die Anbindung an den Universitätsplatz wäre die Straßenbahn kaum geeignet: Die Kurve von der Friedrich-Ebert-Anlage um die Peterskirche könnte sie kaum bekommen.

Die Planung: wasserdicht im Jahr 2003

Das Argument hingegen, das Winterhochwasser des Neckars könne auch einen Tunnel überfluten, ist offenbar nicht wasserdicht: Die Planung sieht eine Mauer vor, die den Hochwasserpunkt um 120 Zentimeter über die heutige Marke heben würde. Die hydrogeologische Untersuchung ergab sogar, daß der Tunnel zahlreiche alte Zuleitungen abdichten würde, durch die das Hochwasser in die Altstadt drückt. Der Tunnel selbst hält dem Hochwasser stand.

Wenn alles nach Plan läuft, soll der Bau im Jahr 2001 beginnen, und schon im Sommer 2003 könnte die Stadt ihren Fluß wiederhaben. Belästigungen durch den Bau sind nach den Gutachten kaum zu befürchten. Die Tunnelröhre soll in bergmännischer Bauweise, also unter Tage, ausgehoben werden sechs Meter unter der Oberfläche und damit unterhalb der Leitungen für Gas, Wasser und Strom.

Zu hohe Baukosten?

Die Tunnelpläne der Stadt finden indes nicht überall Zustimmung. Während Gastronomen und Einzelhändler das Projekt befürworten, wird unter den politisch Verantwortlichen im Gemeinderat auch Kritik laut. Der Grund: 130 Millionen Mark Baukosten, von denen die Stadt etwa 50 Millionen tragen müßte, die Betriebskosten von einer halben Million Mark jährlich noch nicht eingerechnet.

Angesichts der Ebbe in den öffentlichen Kassen stimmen da die Gegner schon das Requiem für den Tunnel an, nach der Melodie: "Wer soll das bezahlen?"

Von der Bevölkerung wird die Idee offenbar gut angenommen. Als die Neckarstraße an einem autofreien Sonntag im September probeweise gesperrt wurde, tummelten sich Tausende auf der entstandenen Promenade. Die Stadtverwaltung gibt sich denn auch optimistisch und hat im Haushalt für das Jahr 1998 bereits einen Betrag von viereinhalb Millionen Mark für das Tunnelprojekt bereitgestellt.

Alfons Kaiser

 


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Heidelberg, den 14. Juli 2003