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   ALUMNI REVUE - SEPTEMBER 2001
       

    
    
 

Heidelberger Splitter


Poetisch

Den Dichtern auf der Spur

Anders als konventionelle Stadtpläne, die in erster Linie bei der Orientierung in einer fremden Stadt helfen, präsentiert sich ein aktueller Führer durch das literarische Heidelberg: An welchem Ort brach Johann Wolfgang von Goethe für Marianne von Willemer als Zeichen seiner Zuneigung ein Gingko-Blatt? Wo feierte Stefan George sein "Seelenfest", wo logierte Mark Twain während seiner Europareise?

Der poetische Wegweiser lädt Besucher der romantischen Stadt am Neckar, aber auch Einheimische zu einem Spaziergang mit Muse ein. Anhand der markierten Stellen auf dem historischen Stadtplan von 1927 lassen sich die Spuren von insgesamt 62 Persönlichkeiten mit ihren jeweiligen Wohn- und Arbeitsstätten erkunden - mit gründlich recherchierten Informationen, die weit über die wenigen Zeilen auf den heutzutage vorhandenen Gedenktafeln an den Heidelberger Gebäuden hinausgehen. So erfährt der kulturhistorisch interessierte Großstadtwanderer in den bebilderten Kurzportraits nicht nur wissenswerte Details und Daten aus dem Leben und Wirken der Dichter und Denker, die vor Ort weilten, sondern auch ihre bekanntesten Zitate und Literaturhinweise für vertiefende Studien.

Vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart reichen die Kurzportraits. Sie beginnen nach dem Alphabet bei der Philosophin und Politologin Hannah Arendt, die von 1926 bis 1928 ihre letzten Studienjahre in Heidelberg verbrachte, und enden mit dem Schriftsteller Carl Zuckmayer, der ebenfalls in Heidelberg Philosophie studierte. Drei der ausgewählten Persönlichkeiten sind Zeitgenossen: der Schriftsteller Michael Buselmaier, der Philosoph Georg Gadamer und die Lyrikerin Hilde Domin.

Nicht nur der Kreis um Max und Marianne Weber, die von 1912 bis 1954 in ihr Haus an der Ziegelhäuser Landstraße Wissenschaftler, Literaten und Künstler zu einem sonntagnachmittäglichen Jour fixe einluden, zeigt die vielfältigen Querverbindungen in den intellektuellen Zirkeln Heidelbergs auf. Beim Bummel durch die Altstadt lässt sich zum Beispiel bildhaft lebendig vorstellen, durch welchen Anreiz der Schriftsteller Clemens Brentano seinen Kollegen und Freund Achim von Arnim nach Heidelberg lockte. Aus seinem Gartenhäuschen an den Neckarstaden schrieb Brentano an Arnim: "... ich habe gerade in meinem Haushof auf einer Matratze in der Sonne gelegen; ...) das alte Schloss, zu welchem ich kaum ein paar hundert Schritte habe, guckt mich zugleich an ... Was sitzt Du länger in Berlin? Komme in dieses schöne Land, es ist hier schön, unbegreiflich schön!" - Kurz darauf zog Arnim bei Brentano ein und beide erstellten zusammen die Liedersammlung "Des Knaben Wunderhorn". Ähnlich schwärmerisch plädierte der Arzt, Schriftsteller und Zeichner Heinrich Hoffmann, bekannt durch das Kinderbuch "Struwwelpeter", für den akademischen Müßiggang aus seinem Quartier in der Lauerstraße heraus: "Wenn ein Student in Heidelberg eben nicht viel arbeitet, soll man nicht ein strenges Urteil über ihn fällen. Es ist die wunderbar herrliche Gegend, die milde Luft, die Wälder, die Täler, der Fluss, die alle rufen: Komm heraus, komme zu uns und wirf die Bücher in die Ecke!" Geprägt von Sehnsucht sind viele Äußerungen derer, die der geliebten Stadt den Rücken kehren mussten. So schrieb Liselotte von der Pfalz, die als Tochter des Kurfürsten Karl Ludwig im Heidelberger Schloss aufwuchs und durch ihre politische Heirat mit dem Herzog von Orléans nach Versailles ziehen musste, in einem ihrer vielen Briefe an die Halbschwester in Heidelberg: "Ich bitte, liebe Luise, kauft mir, wo es zu finden ist, ein landkart vom amt Heidelberg, laßt sie sauber auf ein tuch kleben, damit sie nicht zerreißt, und schickt sie mir."

Solche Umstände sind gegenwärtig nicht mehr nötig. Der Faltplan mit einer aktuellen Altstadtkarte und auch das dekorative Poster "Poetisches Heidelberg. Dichter, Philosophen und Gelehrte. Wohnorte, Wirken und Werke" sind in vielen Buchhandlungen der Stadt, jeweils zu einem Preis um DM 20.-, zu erwerben. Mit den Texten von Stefan Büttner und Oliver Fink erscheint der originelle literarische Wegweiser in der Städtereihe des Verlags Jena.

Carmen S. Freihaut

 


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Heidelberg, den 12. Februar 2003