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   ALUMNI REVUE - JULI 1998
       

    
    
 

Alumni Spotlight


Giridhari Lal Pandit, Delhi (Indien)

Der Weg des Philosophen

Entspannt lehnt er sich in seinem Stuhl zurück. Die Nachmittagssonne überzieht den Garten am Philosophenweg mit einem Goldschimmer, unten liegt in leuchtenden Farben die Heidelberger Altstadt - doch Giridhari Pandit ist zum Arbeiten hier, im Institut für Theoretische Physik. Zwei neue Bücher wollen vorbereitet und geschrieben werden, zwei Vorträge in Prag und Berlin hat der Philosophieprofessor und Wissenschaftstheoretiker gerade hinter sich gebracht. "Immer wenn ich nach Heidelberg komme, habe ich das Gefühl, daß es eine Stadt ist, in der ich gut denken kann", bekennt der 53-jährige. "Ich nenne es meine Heidelberger Gedanken".

In Kashmir geboren, studierte Giridhari Pandit Philosophie, Ökonomie, Mathematik und Psychologie an den Universitäten in Srinagar und Uttar Pradesh und promovierte 1972 in Philosophie an der Visva-Bharati-Universität Santiniketan. Er arbeitete dort zunächst als Philosophiedozent, bevor er 1974 an die Delhi-Universität wechselte. In Delhi lehrt er seit 1980 als Professor für Wissenschaftsphilosophie und Philosophische Methodik und ist seit 1997 Dekan der Philosophischen Fakultät.

Als Humboldt-Stipendiat kam Giridhari Pandit 1986 zum ersten Mal an den Neckar. "Es zog mich hierher, weil ich mit Herrn Scheibe arbeiten wollte." Prof. Erhard Scheibe betreute den indischen Kollegen, der in dieser Zeit Kontakte zu Prof. Reiner Wiehl und zu einigen Dozenten knüpfte, die mittlerweile als Professoren lehren, wie Manfred Stöckler (heute in Bremen) und Hans Ineichen (Professor in Erlangen). Besonders gern erinnert er sich an die Gespräche mit Hans-Georg Gadamer, den er entweder im Seminar oder im "Goldenen Hecht" beim Essen traf. Später besuchte er den Nestor der deutschen Philosophie auch zu Hause: "Herr Gadamer erzählte mir von seinen Erinnerungen an den von mir sehr verehrten indischen Dichter Rabindranata Tagore, den er noch persönlich kannte."

Insgesamt viermal war Pandit als Humboldt-Stipendiat am Philosophischen Seminar. Auch seinen heutigen Gastgeber, den Physiker Hans-Günther Dosch vom Institut für Theoretische Physik, lernte Pandit hier kennen. "Er nahm immer an den Kolloquien teil." So entstand eine Beziehung, die auch über das Stipendium hinaus anhielt und den Philosophen auf den Philosophenweg führte. Mit diesem illustren, idyllisch gelegenen Denkerpfad verbindet Pandit natürlich auch den Dichter Friedrich Hölderlin, den er sehr verehrt. "Umso glücklicher schätzte ich mich bei meinem Aufenthalt 1991, als ich eine Wohnung im Hölderlinweg bezog", gesteht Giridhari Pandit.

In Heidelberg entstand eines seiner Bücher, "Methodological Variance", das er Karl Popper widmete. Darin plädiert Pandit für eine erweiterte Wissenschaftstheorie. "Das Beispiel Einstein hat gezeigt: Erst wenn die alten Regeln gebrochen werden, merken wir, wie blind wir ihnen gefolgt sind." Das Werk schrieb er in der Stille des Philosophischen Seminars. "Ich hatte den Schlüssel und konnte auch am Wochenende ungestört arbeiten."

In einem anderen Buch mit dem Titel "Von der Ökologie des Bewußtseins" beschäftigt sich der indische Philosoph mit der Frage noch dem Gleichklang von Natur und Kultur, mit dem Widerspruch zwischen technischem Fortschritt und fortschreitender Umweltzerstörung. "Ich möchte eine moralische Diskussion anregen", meint der Philosoph.

Natürlich ist er nicht gegen technischen Fortschritt. "Aber wenn es um Themen mit langfristigen Konsequenzen auf unser Leben geht, wie etwa Gentechnologie oder Klonen, dann sollte man Entscheidungen darüber auch eine längere Frist des Nachdenkens voranstellen."

Hier am Philosophenweg denkt Giridhari Lal Pandit über ein neues Buch nach, das die langjährige Debatte zwischen Albert Einstein und Niels Bohr über physikalische Theorie behandelt. Er blinzelt lächelnd in die untergehende Frühlingssonne: Ganz sicher werden ihn die "Heidelberger Gedanken" auch dieses Mal nicht im Stich lassen...

Peter Saueressig

 


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Heidelberg, den 21. Juli 2003