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   ALUMNI REVUE - SEPTEMBER 2000
       

    
    
 

Alumni Spotlight


Mario Fernandez, Santiago (Chile)

Minister des Dialogs aus der "Heidelberger Schule"

Ein Anruf aus Santiago, Verteidigungsministerium. Der Minister selbst ist am Apparat. "Ende September muss ich nach Berlin zu meinem deutschen Kollegen Rudolf Scharping", sagt Mario Fernandez, der seit März dieses Jahres das Ministerium leitet. "Ich hoffe, dass ich dann auch Heidelberg besuchen kann."

Dann ist es fast auf den Tag genau 25 Jahre her, dass der Chilene die Universität Heidelberg zum ersten Mal betrat - mit einem Stipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung. Mario Fernandez hatte sich entschlossen, nach seinem Jurastudium an der Universidad de Chile im Ausland Politikwissenschaft zu studieren, um sich "auf die Zukunft vorzubereiten", wie er sagt. Denn die politische Lage in der Ära Pinochet bot dem Christdemokraten keine Perspektive. Was zog ihn eigentlich vom Rio Mapocho an den Neckar? "Ich hätte in die USA gehen können, aber das deutsche Studiensystem reizte mich mehr", erzählt er. "Außerdem sprach mich der Forschungsansatz der Heidelberger Politikwissenschaft an, und Professor Dieter Nohlen hatte damals schon einen guten Ruf." So landeten Mario Fernandez und seine Frau in Heidelberg, wo bereits viele Lateinamerikaner lebten und studierten. "Das war für uns politisch eine heiße Zeit." Zu seinen Lehrern gehörte neben dem Lateinamerika-Spezialisten Dieter Nohlen auch Klaus von Beyme, der langjährige Direktor des Instituts für Politische Wissenschaft (IPW). Die Nebenfächer waren Philosophie und Völkerrecht. Um in Heidelberg über die Runden zu kommen, musste er zusätzlich Geld verdienen: "Ich jobbte nachts zwischen elf und drei bei der Rhein-Neckar-Zeitung", berichtet der Alumnus, "und legte Prospekte in die Zeitungen ein." In den Semesterferien arbeitete der angehende Politikwissenschaftler regelmäßig als Aushilfe bei der Firma "Graubremse". Das dort verdiente Geld wurde auch aus einem ganz familiären Grund gebraucht: "Unsere drei Kinder sind alle in Heidelberg geboren." Nach dem Magister promovierte Mario Fernandez 1980 bei Dieter Nohlen über das Thema: "Der Begriff der nationalen Sicherheit in Lateinamerika".

Ein weiteres Jahr blieb er in Heidelberg, als Stipendiat in einem Forschungsvorhaben der Deutschen Gesellschaft für Friedens- und Konfliktforschung. Danach kehrte der Alumnus nach Chile zurück und arbeitete von 1981 bis 1988 bei den Vereinten Nationen. Er befasste sich außerdem in zwei Projekten der VW-Stiftung mit sozialpolitischen Fragen. 1988 kam Mario Fernandez wieder an die Ruperto Carola, diesmal als Mitarbeiter in einem DFG-Projekt zur Außenpolitik und Demokratisierung in Lateinamerika unter der Leitung von Dieter Nohlen. Die schulpflichtigen Kinder besuchten derweil das Thadden-Gymnasium in Wieblingen.

"Im März 1990 rief mich die neue demokratische Regierung nach Chile", erinnert sich Mario Fernandez. Er wurde zum Staatssekretär im Verteidigungsministerium ernannt und nahm dort verschiedene Aufgaben wahr, ehe er dieses Jahr als Minister vereidigt wurde. "Auf das Amt war ich dank meiner Heidelberger Zeit theoretisch und praktisch gut vorbereitet." Das größte Verdienst seiner noch kurzen Amtszeit: der "Mesa de dialogo", der sich mit dem Schicksal der "Verschwundenen" der Pinochet-Diktatur befasst. An diesem "Tisch des Dialogs" führte der Heidelberger Ehemalige zum ersten Mal die Vertreter des Militärs, die Anwälte der Menschenrechtler und Vertreter der verschiedenen Glaubensgemeinschaften zusammen. "Für diese heikle Aufgabe konnte ich die Tugenden der «Heidelberger Schule« nutzen: Geduld und Systematik", erläutert Mario Fernandez. So entstanden nach langwierigen Gesprächen Ansätze zu einem Konsens. Doch noch viel stärker wirkt die Symbolik des Dialogs auf das ganze chilenische Volk - als Zeichen auf dem Weg zur Versöhnung mit sich selbst.

Seine "Heidelberger Schule" besucht Mario Fernandez so oft es geht. "Meistens komme ich im Januar und Februar, wenn bei uns Sommer ist, und nehme an Kolloquien und Diskussionen teil - in meinem intellektuellen Haus", wie er selbst das IPW nennt. Ohnehin fühlt sich die ganze Familie der Stadt sehr eng verbunden. "Heidelberg ist unsere zweite Heimat", sagt der Alumnus. "Das wurde mir besonders bewusst, als hier mein ältester Sohn schwer erkrankte. Die Anteilnahme, die wir von Nachbarn und Freunden erhielten, ist uns unvergesslich." Der Sohn wurde zum Glück geheilt und ist mittlerweile selbst Arzt geworden.

"Ich freue mich auf den nächsten Besuch in Heidelberg", resümiert Mario Fernandez, "und auf die vielen Freunde, die ich dort wieder treffen werde."

Peter Saueressig

 


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Heidelberg, den 12. Februar 2003