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   ALUMNI REVUE - DEZEMBER 1997
       

    
    
 

Alumni Spotlight


Fernando Lolas Stepke, Santiago (Chile)

Zwischen Psyche, Medizin und Literatur

Fernando Lolas ist etwas in Sorge: "Es kann sein, daß mein E-mail-Programm die deutschen Umlaute und andere Zeichen nicht genau interpretiert", warnt der Mediziner und Vize-Rektor der Universidad de Chile in seinem elektronischen Brief an die Redaktion. Für ihn ist die moderne Kommunikation so normal wie das tägliche Brot. Während manche deutsche Hochschullehrer noch darüber nachdenken, wie man das Internet nutzen könnte, spielt der Psychiatrieprofessor virtuos auf der Klaviatur der neuen Medien: Er fügte sein Foto einfach als "attachment" bei.

Vor über zwei Jahrzehnten lernte der heute 49jährige Chilene Heidelberg und seine Universität kennen - ein Kontakt, der seither nie abgerissen ist. Als DAAD-Stipendiat war er 1975 für zwei Jahre nach Heidelberg gekommen, kehrte dann 1980 als Humboldt-Stipendiat zurück. Es folgten Aufenthalte als Gastdozent und Forschungsmitarbeiter der Psychosomatischen und der Psychiatrischen Klinik. Doch sein Interesse ging schon immer weit über die Medizin hinaus. Deshalb studierte er nebenbei auch Geschichte.

Als Medizinstudent war Fernando Lolas Schüler von Paul Christian, dem Nachfolger Victor von Weizsäckers. Er arbeitete außerdem unter der Leitung von Walter Bräutigam, damals Direktor der Psychosomatischen Klinik, und in der Abteilung Psychopathologie der Psychiatrischen Klinik unter Hubertus Tellenbach. Als Stipendiat wirkte er unter anderem auch in der "Forschungsgruppe Stress" mit. Seine Aufenthalte in Heidelberg hingegen hat Fernando Lolas als eine relativ streßfreie Zeit im Gedächtnis behalten. "Die Erlebnisse strömen nur so", erinnert er sich. "Am klarsten sind die langen Unterhaltungen mit meinem Lehrer Paul Christian über Geschichte und Entwicklung der Heidelberger Schule in der Medizin - er verkörperte sie förmlich." Aus dem Lehrer-Schüler-Verhältnis wurde im Laufe der Zeit ein fruchtbarer wissenschaftlicher Kontakt, der bis zum Tode von Paul Christian im Jahr 1996 anhielt.

"Auch die Vorlesungen von Heinrich Schipperges über die Geschichte der Medizin sind mir unvergeßlich", hält der Alumnus aus Santiago Rückschau.

Die nächsten Stationen seiner Karriere lagen im britischen Sheffield und dann am National Health Institute in Chicago, wo er als Postdoctoral Fellow elektrische Hirnpotentiale und deren Bedeutung für Verhalten und Erleben untersuchte. Eine Professorenstelle in den USA lehnte er ab: "Ich wollte lieber nach Chile zurückkehren."

An der ältesten Staatsuniversität der Landes, der Universidad de Chile in Santiago, lehrt er seither als Ordinarius für Psychiatrie. Im Jahre 1991 wurde er Direktor der Psychiatrischen Klinik, zwei Jahre später Vize-Rektor der Universität für akademische und studentische Angelegenheiten.

Den Spagat zwischen Lehre, Verwaltungstätigkeit und Forschung bewältigt Fernando Lolas offenbar mühelos. Mit seiner Forschungsgruppe untersucht er Fragestellungen auf den Gebieten Eßstörungen, Alternsforschung, Suizid und der sogenannten Inhaltsanalyse, der systematischen Erfassung von Affekten in der Sprache.

Der Sprache gilt sein Interesse auch privat. Denn Fernando Lolas hat nicht nur Fachaufsätze und Sachbücher publiziert. Der Psychiatrieprofessor fungierte auch als Übersetzer: Das letzte Buch von Paul Christian, die "Anthropologische Medizin", hat er persönlich ins Spanische übersetzt.

Da verwundert es letztlich dann doch nicht, daß sich der chilenische homme des lettres als Literat betätigt: Nicht weniger als fünfzehn Bücher in spanischer Sprache hat er bislang publiziert. Für sein literarisches Wirken wurde er mehrfach ausgezeichnet, er ist Mitglied der Chilenischen Akademie für Sprache und der Königlichen Akademie für Sprache in Madrid.

Fernando Lolas ist ein Mann mit vielen Talenten, ein moderner Universalmensch.

Auf die Frage, ob und wie die Zeit an der Ruperto Carola seinen weiteren Lebensweg geprägt hat, antwortet der Alumnus aus Santiago ohne Umschweife: "Für mein Leben und meinen Werdegang war die Heidelberger Zeit entscheidend. Ich habe dort Freundschaften geschlossen, die bis heute dauern." Dem Grenzgänger zwischen Psyche, Medizin und Literatur kam außerdem auch die Tendenz der Universität zur Interdisziplinarität entgegen: "Meine Arbeit ist geprägt worden von dem Geist des Ortes, dem genius loci Heidelbergs."

Peter Saueressig

 


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Heidelberg, den 14. Juli 2003