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   ALUMNI REVUE - APRIL 2002
       

    
    
 

Titel


Offen für Reformen

Universität Heidelberg auf dem Weg in die Zukunft

Offenheit für Neues gehörte von jeher zu den Grundprinzipien der Universität Heidelberg. "Semper Apertus" schrieben - mit bemerkenswertem Weitblick - ihre Gründer schon vor über 600 Jahren auf das Siegel der "Ruperto Carola". Diese hat, wie andere Universitäten auch, im Lauf ihrer Geschichte unzählige neue Themen aufgegriffen und neue Aufgaben übernommen. In jüngster Zeit allerdings häufen sich Forderungen nach Neuem an deutschen Hochschulen in einem Ausmaß, das das bisher Übliche übersteigt.

Politiker, Vertreter der Wirtschaft, aber auch viele Hochschullehrer selbst, verlangen mit Nachdruck mehr Wettbewerb und mehr Leistung in Forschung und Lehre, mehr Evaluation, mehr Internationalität und mehr Interdisziplinarität; dazu kommt der Ruf nach kürzeren Studienzeiten, nach neuen Studienabschlüssen, nach mehr Praxisbezug der Forschung und mehr Anwendungsbezogenheit der Lehre. Die wissenschaftlichen Nachwuchskräfte in der Universität und die Absolventen sollen jünger werden und besser auf konkrete berufliche Aufgaben vorbereitet werden. Die Verwaltung der Hochschule soll professioneller werden - und vieles andere mehr.

Neue Vorschriften und Gesetze, die all dies auf den Weg bringen sollen, sind nach Meinung von Betroffenen aber oft auf halbem Weg stehen geblieben oder übers Ziel hinaus geschossen. Besonders umstritten ist derzeit das neue Besoldungsrecht der Bundesregierung für die Hochschulen. Sein erklärtes Ziel ist zwar eine Verjüngung des akademischen Nachwuchses, zugleich aber schreibt es vor, dass selbst jüngere Wissenschaftler, die nach zwölf Jahren befristeter Tätigkeiten keine feste Stelle haben, nicht mehr weiter befristet beschäftigt werden dürfen. Nun fürchten viele namhafte Hochschullehrer, dass demnächst eine Generation jüngerer Wissenschaftler regelrecht aus den Universitäten geworfen wird.

Wohin geht der Weg?

Unübersehbar ist: Der Wandel der deutschen Hochschulen ist voll im Gang. Wohin entwickelt sich dabei die Universität Heidelberg? Wie geht sie um mit der Vielzahl neuer Gesetzesvorgaben und oft widersprüchlicher Wünsche? Die Antworten darauf sind unterschiedlich.

"Es ist eine schwierige Zeit", findet nicht nur Professorin Lieselotte E. Saurma, Dekanin der bisherigen Philosophisch-Historischen Fakultät, die in den letzten zwei Jahren in ihrem Bereich federführend in der Neugliederung der Fakultäten mitgearbeitet hat. "Ich glaube, die Universität ist in einem Umbruch wie noch nie und es wird noch einige Zeit dauern, bis man weiß, wohin es gehen soll," erklärt die Kunsthistorikerin.

Veränderungen nötig

Dass Veränderungen unumgänglich sind, steht für sie, wie für fast alle, die derzeit an verantwortlichen Stellen in der Hochschulverwaltung aktiv sind, aber außer Zweifel. Von vielen Professoren hört man, die Reformbereitschaft der Universität sei in den letzten Jahren gewachsen "Es gibt eine große Bereitschaft sich den Veränderungen zu stellen", erklärt der neue Rektor Professor Peter Hommelhoff.

Der Wettbewerb um die besten Köpfe, die Mittel und um herausragende Leistungen in Forschung und Lehre wird das Verhältnis der Universitäten national und international in den nächsten Jahren immer stärker prägen," sagte er bei seiner Amtseinführung. In Heidelberg sei man darauf schon heute "gut vorbereitet". Im übrigen sei alles doch nicht ganz so neu, wie es manchmal den Anschein habe: "Wir haben schon immer im Wettbewerb gestanden, es wird jetzt nur erst breiter wahrgenommen," meint Hommelhoff. "Für die Medizin ist das kein Problem, in den Geisteswissenschaften ist allerdings noch ein großer Gewöhnungsprozess nötig." Sicher seien aber die Zeiten vorbei, in denen man in der Universität "nur still vor sich hin wirken konnte", erklärt der Rektor: "Wir müssen uns ändern, schon deshalb, weil sich alles um uns herum verändert."

Ausdrücklich bekennt sich die Universität dabei in ihrem jüngsten Struktur- und Entwicklungsplan (siehe Kasten) auch für die Zukunft zu ihrer Fächervielfalt als "klassische VollUniversität mit einem breiten Methodenspektrum." Der Plan mache deutlich, "dass sich die Ruperto Carola als ForschungsUniversität mit forschungsorientierter Lehre versteht", erklärte Hommelhoff bei der Vorstellung der neuen Leitlinien.

Reformvielfalt

Mit Reformen auf allen Ebenen versucht die Universität schon seit einiger Zeit die Basis für ihre Weiterentwicklung zu legen. Starke Impulse dafür kamen in den letzten Jahren aus Heidelberg selbst und vom neuen baden-württembergischen Hochschulgesetz, das Anfang 2000 in Kraft getreten ist. Zu dessen Zielen zählen die stärkere Professionalisierung des Rektorats und der Dekanate, für die auch die Amtszeiten von Rektor und Dekanen verlängert wurden. Zudem beendete das Gesetz die lange Tradition der reinen Selbstverwaltung der Hochschule und bescherte der Universität statt ihres bewährten Verwaltungsrats ein neues Aufsichtsgremium.

Erstmals in der Geschichte der Ruperto Carola können nach dem neuen Gesetz nicht mehr nur Professoren aus der Universität selbst, sondern auch entsprechend qualifizierte Bewerber von außerhalb in das Amt des Rektors gewählt werden, die letzte Verantwortung an der Spitze der Hochschule ist einem Universitätsrat übertragen, von dessen 13 Mitgliedern sechs Externe sind: Sie kommen aus der Wirtschaft, der Politik und anderen wissenschaftlichen Instituten.

Zu den "Neuheiten" gehört auch, dass die Universität seit zwei Jahren ihre Haushaltsmittel von der Landesregierung zunehmend als "Globalbudget" zugewiesen bekommt. Damit kann und muss sie selbst entscheiden, wie sie ihre Gelder, deren Verwendung bisher bis ins Letzte in Titeln und Kapiteln eines Haushaltsplans genau festgelegt war, verteilen und einsetzen will.

Impulse durch "Impulse"

Als erste große Universität in Baden-Württemberg hat sich die Ruperto Carola seit Mitte der Neunziger Jahre im Rahmen des von ihr konzipierten Modellprojekts "Impulse" um die Einführung neuer, moderner Haushalts- und Steuerungsmethoden bemüht. Dabei musste sie mehrfach feststellen, dass die so gern laut nach Reformen rufenden Politiker rasch zu Bremsern werden können, wenn man tatsächlich etwas durchgreifend ändern will. "Wir haben hier eindeutig etwas Sinnvolles angefangen", erklärt die Kanzlerin Romana vom Hagen, "doch als Pioniere mussten wir auch alle Nachteile schwieriger Verhandlungen auf uns nehmen, bis hinauf zum Finanzministerium."

Zu den Zielen des Impulse-Projekts, das seit 1998 mit zwei Millionen Mark von der Volkswagen-Stiftung Hannover gefördert worden ist und für das noch drei weitere Millionen Mark bereit stehen, gehören die Flexibilisierung der Haushalte auf Institutsebene, die Ablösung der kameralistischen Buchführung durch ein modernes, kaufmännisches Rechnungswesen, die Entwicklung eines einheitlichen Budgetierungsmodells für die Institute und die Verbesserung der Rechnungslegung durch die Entwicklung von zuverlässigen Leistungsindikatoren für Forschung und Lehre.

"Wie die Mittel eingesetzt werden müssen, wissen am besten die Wissenschaftler vor Ort", erklärt die Kanzlerin die Entscheidung der Universität für die dezentrale Ressourcenverantwortung. Die ersten Schritte sind mittlerweile abgeschlossen: Das Budgetierungsmodell für die Institute ist fertig und soll von diesem Jahr an Universitätsweit getestet und erprobt werden.

Ende für die Gießkanne

Statt wie bisher mit der berühmten "Gießkanne" sollen die Ressourcen künftig nach einheitlichen Kriterien verteilt werden: Der Etat eines Instituts soll aus drei Teilen bestehen, nämlich aus einer Grundausstattung, einem sogenannten "Formelteil" und einem Verhandlungsteil - die beiden letzten sollen sich dabei strikt an der Leistung der jeweiligen Fächer orientieren. In deren Berechnung werden beispielsweise die Zahlen der Studierenden, der Studienabschlüsse und Promotionen einfließen. Die Bewertung weitergehender spezifischer Leistungen und Belastungen einzelner Fachbereiche muss in Gesprächen zwischen den Instituten und dem Rektorat ausgehandelt werden.

Fakultäten neu gegliedert

Die Vorbereitungen des Impulse-Projektes habe rasch gezeigt, dass für dessen Umsetzung Strukturveränderungen auf der Ebene der Institute und Fakultäten nötig sind, um die zunehmende Arbeit auf der Dekanatsebene zu kompensieren, berichtet die Kanzlerin. Eine davon war die Neugliederung der Fakultäten, von denen in Heidelberg - auch aufgrund des neuen Gesetzes - einige vergrößert werden mussten. "Für uns ging es darum, die Voraussetzungen zu schaffen, um die Universität im Wettbewerb zu führen," erklärt Professor Hommelhoff.

Gut ein Jahr wurde darüber intensiv diskutiert, dann lag die Lösung auf dem Tisch - weitgehend konfliktfrei und letztlich im Konsens, worauf man im Rektorat besonders stolz ist. Statt bisher 15 wird es künftig noch zwölf Fakultäten geben. "Dass wir das geschafft haben, zeigt, dass wir auch die Institutsneugliederung schaffen, die als nächstes auf uns zukommt," meint Hommelhoff zuversichtlich. 73 gibt es bisher, um ein Drittel soll ihre Zahl verringert werden - und auch das möglichst innerhalb eines Jahres.

"Die Sachzwänge der globalisierten Mittelvergabe" hätten sich "als die eigentliche Revolution" der letzten Jahre erwiesen, erklärt Dekanin Saurma. "Denn diese Mittel kann man nicht über kleinste Einheiten verteilen: Für die ständig wachsenden Verwaltungsaufgaben braucht man größere Einheiten, die auch professionell leitbar sein müssen." Vieles müsse künftig zentral erfasst werden, "wir brauchen Erfolgskontrollen, Struktur- und Entwicklungsvorgaben für die Fächer". So wie bisher, dass nämlich "bis zur Statistik alles der Dekan und die Sekretärin macht", habe es nicht weiter gehen können.

Dekane werden entlastet

Dies hat auch die Universitätsleitung so gesehen und den kleineren Fakultäten einen geschäftsführenden Assistenten zugestanden, der künftig die Dekane entlasten soll. "Dies ist die positivste Entwicklung von allen, die die Professionalisierung wirklich voran bringt," findet Liselotte Saurma. Zufrieden ist sie auch mit dem Zuschnitt der neuen Fakultäten. "Ich glaube, es hat eine vernünftige Lösung gegeben, denn es sind organisatorische Einheiten entstanden, die auch inhaltlich begründet sind."

Neu gebildet wurden im Einzelnen:

  • die Philosophische Fakultät (aus der bisherigen Philosophisch-Historischen Fakultät und der Fakultät für Orientalistik und Altertumswissenschaften),
  • die Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (mit dem Institut für Politische Wissenschaften, der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät und dem Institut für Soziologie),
  • die Fakultät für Chemie und Geowissenschaften (aus den bisherigen zwei Fakultäten für Chemie und Geowissenschaften),
  • die Fakultät für Biowissenschaften (aus den Fakultäten für Biologie und Pharmazie).

Mit der Neugliederung habe man inhaltlich passende Fächer zueinander gebracht, meint die Dekanin der bisherigen philosophisch-historischen Fakultät. "Das wird sich bewähren, nach anfänglichem Stottern," prophezeit Lieselotte Saurma. Auch für die Studierenden werde sich die Neuorganisation auf Dauer positiv auswirken. "Es wird abgestimmte Studienordnungen geben innerhalb der vergrößerten Fakultäten, die Wege werden kürzer werden." Befürchtungen, die Autonomie der Hochschule könnte aufgrund der Vielzahl von Veränderungen auf der Strecke bleiben, will Rektor Hommelhoff nicht teilen. Im Gegenteil: Mit den neuen Strukturen und Steuerungsinstrumenten erschließt man sich die Autonomie im Finanziellen, die man braucht.

Auch Prorektor Karlheinz Meier äußerte sich bei einer Zwischenbilanz des Rektorats zu den laufenden Reformen optimistisch: "Ich denke, dass sich die Studienbedingungen durch die neuen Projekte ganz konkret verbessern werden und dies auch die Studierenden über kurz oder lang merken werden," sagte er. "Und ich glaube auch, dass wir in Zukunft die knappen Ressourcen besser einsetzten können als bisher."

Spardruck belastet alle

Dies ist auch dringend nötig, denn die Universität muss ihre Arbeit (und die aktuellen Reformen) seit einiger Zeit nicht nur ohne zusätzliche Mittel bewältigen, sondern mit insgesamt weniger Geld und weniger Stellen auskommen als früher. Schon Ende der 70er Jahre hatte ein schleichender Rückgang bei den Stellen begonnen. Angesichts leerer Kassen in den öffentlichen Haushalten haben die Universitäten des Landes daher 1996 einen sogenannten "Solidarpakt" mit der Regierung geschlossen. Darin haben sie sich verpflichtet, zehn Jahre lang jährlich ein Prozent ihrer Stellen abzubauen. Bekommen haben sie dafür Planungssicherheit und die Zusage, dass die Regierung auf weitere Streichungen verzichten wird.

Aufgrund der Vereinbarung ist die Zahl aller Beschäftigten - Wissenschaftliche Hilfskräfte eingeschlossen - in Heidelberg seit 1995 von 6091 auf 5564 im Jahr 2000 zurückgegangen; der Trend ist weiter rückläufig. Die jährlichen Landesmittel für den Universitätshaushalt sind zwar mit 315,4 Millionen Mark (2000) noch in etwa gleich wie 1996, dies liegt aber vor allem daran, dass der Etat nicht nur Personal- sondern auch Investitionsmittel für Erstausstattungen von Instituten enthält.

Der allgemeine Spardruck belastet alle, auch die Studierenden. Für sie gibt es im Vergleich zu früher weniger Lehrkräfte, den- noch sollen sie ihr Studienziel immer schneller erreichen. In der klaren Absicht diejenigen auszusortieren, die einen Abschluss schon zu lange vor sich hergeschoben hatten, wurde 1997 in Baden-Württemberg eine Langzeitgebühr eingeführt, die alle trifft, die ihre Regelstudienzeit über das erlaubte Maß hinaus überschreiten. 4000 waren damals in Heidelberg davon betroffen, derzeit bezahlen immerhin 1000 Studierende die Gebühren, um weiter studieren zu können.

Benachteiligt seien durch die Gebühr vor allem Leute, die ein Zweitstudium machen, wie dies in ihrem Fach, der Musikwissenschaft, häufig der Fall sei, berichtet Prorektorin Silke Leopold. Auch die "sehr enge Regelstudienzeit von acht Semestern" sei ein grundsätzliches Problem, meint die Professorin. "Für die Geisteswissenschaften halte ich diese Zeit für schlicht zu kurz und nicht sinnvoll", gesteht sie.

Rektor Hommelhoff macht sich hingegen eher Sorgen darüber, dass noch immer zu viele Studentinnen und Studenten in hohen Semestern ihr Studium ohne einen Abschluss an den Nagel hängen und in vielen Fächern am Ende nur relativ wenige auch ein Examen machen. Hier habe sich in den letzten Jahren ein "Langzeit-Trend" eingeschlichen, dem man entgegen wirken müsse, meint er. Der Gesetzgeber sieht dies ähnlich: deshalb hat er im letzten Jahr eine Orientierungsprüfung am Ende des zweiten Semesters für alle Neuanfänger eingeführt. Sie soll den Studierenden schon frühzeitig zeigen, ob sie mit der Wahl ihres Faches richtig liegen.

Die Studierenden scheinen an all dem wenig auszusetzen zu haben - jedenfalls fällt auf, dass sie sich selbst zu grundlegenden Veränderungen der Hochschulen kaum zu Wort melden. Die letzten großen Proteste gab es in Heidelberg bei der Einführung der Langzeitgebühr. Interessieren sich Studentinnen und Studenten überhaupt noch für neue Entwicklung ihrer "Alma Mater"?

"Ich denke schon", sagt Silke Leopold, "doch sie tun sich nicht mehr zusammen. Es scheint schwieriger geworden zu sein, Gruppen zu bilden, die auch eine Meinung transportieren können," erklärt die Prorektorin. "Die Studenten heute sind nicht sehr politisch, und sie sind geprägt von Skepsis, ob sie etwas bewirken können." Auch in den Gremien zeige sich ein deutlicher Wandel: "Zu meiner Zeit waren immer die Studenten gegen die bestehenden Verhältnisse und wollten etwas ändern, heute wollen die Professoren vieles ändern und die Studenten möchten, dass alles so bleibt wie es ist," schildert sie.

In seinem persönlichen Alltag sei der akademische Nachwuchs heute praktischer und sehr viel besser organisiert als früher. Im Studium vermisse sie hingegen oft "die Neugier, sich auf etwas einzulassen, was man nicht an einem halben Tag erledigen kann," sagt die Prorektorin. Sie merke bei vielen ihrer Studenten, dass sie durch regelmäßige Jobs neben dem Studium stark belastet seien, ergänzt ihre Kollegin Lieselotte Saurma. "Viele arbeiten wie die Wahnsinnigen und sind unter einem Druck, der kaum noch zu erhöhen ist - das sehe ich als schwierig an," sagt die Kunsthistorikerin.

Der neue Hochschulrat

"Der Hochschulrat trägt Verantwortung für die Entwicklung der Universität und schlägt Maßnahmen vor, die der Profilbildung und der Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit dienen. Er beaufsichtigt die Geschäftsführung des Rektorats", so steht es im Hochschulgesetz des Landes vom Jahr 2000. In Heidelberg hatte die Einführung des Gremiums im Vorfeld große Unruhe und Kritik ausgelöst. Viele Wissenschaftler meldeten damals Bedenken an gegen die beabsichtigte "Lenkung von oben".

Hinter der Reform stehe die Idee, dass in den Hochschulen Leute von außen eingreifen müssten, "die wissen wie's geht, die planen und Zielvorgaben machen sollen", hatte die frühere Prorektorin und Sinologin Susanne Weigelin-Schwiedrzik damals kommentiert. Doch das widerspreche dem wissenschaftlichen Erkenntnisprozess, weil nicht vorhersehbar sei "was in zehn Jahren in der Forschung wichtig sein wird."

Inzwischen ist das neue Gremium im zweiten Jahr im Amt. Das Bedauern über die Abschaffung des bisherigen Verwaltungsrats, den viele nach wie vor für das bessere Gremium halten, ist auf allen Seiten groß. Zugleich ist die Universitätsspitze aber auch sehr zufrieden mit dem neuen Aufsichtsrat. "Ich glaube, er ist ein großer Gewinn - auch wenn die Abschaffung des Verwaltungsrats einen großen Verlust bedeutet," formuliert Peter Hommelhoff. "So wie das Gremium bei uns besetzt ist, mit anerkannten Spitzenleuten, bringt es uns einen enormen Zuwachs; wir bekommen von ihnen viele gute Impulse." Der neue Rat habe "eine neue Perspektive" in die Universität gebracht, meint auch Romana vom Hagen. "Die externen Mitglieder dort sind es gewohnt, Dinge unter Rentabilitätsgesichtspunkten zu betrachten, es wird mehr nachgefragt - da hat sich schon Einiges verändert in der Denkweise der Hochschule."

"Heidelberg bleibt Heidelberg"

Bei allen Neuerungen, die Heidelberg in den letzten Jahren freiwillig oder unfreiwillig in Angriff genommen hat, sind die Verantwortlichen zuversichtlich, die Universität ohne größeren Substanzverlust in die Zukunft zu bringen. "Der Spagat zwischen der Bewahrung der VollUniversität mit dem expliziten Bekenntnis zu kleinen Fächern auf der einen und dem Bestreben, in der Spitze modernste Trends zu setzen, auf der anderen Seite, hat bisher erstaunlich gut funktioniert," findet Silke Leopold. "Die Universität hat gezeigt, dass nicht nur das eine oder das andere möglich ist: deshalb glaube ich auch, Heidelberg wird Heidelberg bleiben."

Johanna Eberhardt

 


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Heidelberg, den 12. Februar 2003