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   ALUMNI REVUE - FEBRUAR 2004
       

    
    
 

Alumni in aller Welt


Stunde Null auf dem Campus

Heidelberger Geowissenschaftler hilft beim Wiederaufbau der Universität Kabul

Ein Computer-Raum ohne Tische? Der Teufel steckt im Detail - diese Erfahrung machte Dr. Jürgen Clemens vom Heidelberger Südasien-Institut (SAI), der im vergangenen Sommer eine Kurzzeit-Dozentur an der Universität Kabul in Afghanistan übernahm. Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) unterstützt mit einem Programm zur deutsch-afghanischen Hochschulkooperation den Wiederaufbau der Hochschule. Unmittelbar nach dem Petersberger Abkommen hat die Universität Kabul nach jahrelangen Repressionen, Zerstörungen und Plünderungen den Betrieb Ende 2001 wieder aufgenommen.

Dr. Clemens war im Rahmen der DAAD-"Soforthilfemaßnahmen", wie das Projekt offiziell heißt, als einer der ersten Dozenten zu Gast auf dem Kabuler Campus. Unter der Federführung der Universität Bonn reisten von Juni bis Dezember vergangen Jahres zwölf Geowissenschaftler für zwei bis sieben Wochen nach Kabul. Darunter waren auch zwei in Deutschland ausgebildete afghanische Geologen.

Die deutschen Wissenschaftler unterstützen und beraten die afghanischen Kollegen bei der Ausstattung und Einrichtung spezieller Unterrichts- und Arbeitsräume; etwa eines geologischen Labors oder des Computerraums der Fakultät.

Die Ausgangslage bei der Neugründung war denkbar schwierig. Seit 1979 fehlt der Universität Kabul die internationale Unterstützung. Bis in die siebziger Jahre gab es auch eine Außenstelle des SAI - dann setzten Krieg und später das Regime der Taliban dem wissenschaftlichen Transfer ein Ende.

Im Bürgerkrieg wurde der Universitätscampus seiner strategischen Lage wegen militärisch genutzt. Später kamen Plünderer: "Alle wertvollen Installationen wie Holzfenster oder Kupferdrähte waren herausgerissen worden," berichtet Clemens.

Zusätzlich zu baulichen Maßnahmen engagierte sich das Team aus Deutschland auch für die Verbesserung der Ausstattung, wie etwa die lokale Produktion von Stühlen für die Studierenden und Dozenten. Die Gelder dafür stammen aus der Spendensammlung "Ein Stuhl für Kabul", das die Deutsch-Afghanische Universitäts-Gesellschaft, deren Mitglied Dr. Clemens ist, an deutschen Hochschulen initiierte. Für die Computerspenden aus Deutschland waren keine Tische vorgesehen: Die dringend benötigten Tische für den Computerraum mussten von Clemens und seinen Kollegen in Eigeninitiative auf dem Basar beschafft werden.

"Damit war allerdings noch kein praktischer Software-Unterricht möglich", erzählt Clemens. Das renovierte Fakultätsgebäude sei jetzt zwar vollständig neu verkabelt und mit modernen Schalt- und Sicherungsanlagen versehen, doch es fehlte der Anschluss an die örtliche Stromversorgung.

Auch in Sachen Zusammenarbeit mit den Kabuler Wissenschaftlern mache sich die jüngste Geschichte bemerkbar, erklärt Clemens. Die oftmals geringe Eigeninitiative der Professoren sei ein Ergebnis jahrelanger Erfahrungen mit wechselnden Machthabern - mehr ein Zeichen von Vorsicht als von Resignation. Diese Probleme könnten erst gelöst werden, wenn die politischen Rahmenbedingungen geklärt seien.

Schwierige Voraussetzungen auch für Professor Mohammad Akbar Popal, derzeit Präsident der Universität Kabul. Außer für die Renovierung und Ausstattung der Gebäude zeichnet er vor allem für die Reform der Curricula verantwortlich. Ein wichtiges Ziel ist die Einrichtung von international standardisierten Bachelor-Studiengängen, so dass Absolventen der Kabul University problemlos an andere Hochschulen wechseln können.

Für Jürgen Clemens ist die geographische Entwicklungsforschung eine hervorragende Chance, in Ländern der "Dritten Welt" helfen zu können - und dabei wissenschaftliche Erkenntnisse für eigene Forschungen zu sammeln: Clemens ist Spezialist für die Region. Deshalb ist die nächste Reise im Frühjahr 2004 schon geplant - und über einen weiteren sechswöchigen Aufenthalt als DAAD-Dozent wird gerade verhandelt. Clemens denkt dabei auch an seine Kabuler Kollegen: "Die wünschen sich Kontinuität im deutsch-afghanischen Verhältnis sehr."

Gabriel A. Neumann

 


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Heidelberg, den 12. Februar 2004